Die Verhandlungen über das Projekt der Trans-Sahara-Gaspipeline (TSGP) nehmen deutlich an Fahrt auf, was das wachsende Interesse Afrikas und Europas an dieser wichtigen Energieinfrastruktur belegt. Der jüngste Besuch des nigerianischen Ölministers Sahabi Oumarou in Algier stellt einen bedeutenden Meilenstein für die Fortschritte dieses ehrgeizigen Projekts dar.
Das TSGP, das Nigeria durch Niger und Algerien mit Europa verbinden soll, steht im Mittelpunkt der diplomatischen Gespräche. Das algerische Ministerium für Energie und Bergbau betont, dass dieses Treffen „den gegenseitigen Willen bestätigt, neue Perspektiven für die Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu eröffnen“.
Der Umfang des TSGP ist beträchtlich: eine Gaspipeline mit einer Länge von 4128 Kilometern, von denen 1800 Kilometer noch gebaut werden müssen, und einer geschätzten Investition von fast 13 Milliarden US-Dollar. Das Ziel ist ehrgeizig: Jährlich sollen bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa transportiert werden. In einem Kontext, in dem der europäische Kontinent versucht, seine Energieversorgungsquellen zu diversifizieren, könnte das TSGP eine entscheidende Rolle spielen.
Die institutionelle Unterstützung für das Projekt ist signifikant. Laut der Energy Research Unit „wird das Projekt von der Afrikanischen Entwicklungsbank sowie der Afrikanischen Union stark unterstützt“. Diese Unterstützung unterstreicht zusammen mit dem starken Interesse Europas die geopolitische und wirtschaftliche Bedeutung der Trans-Sahara-Gaspipeline.
Die jüngsten diplomatischen Fortschritte haben den Verhandlungen neuen Schwung verliehen. Im Februar 2022 verabschiedeten Algerien, Niger und Nigeria einen gemeinsamen Fahrplan. Im Juni folgte ein Memorandum of Understanding, in dem das Engagement der drei Länder für die Verwirklichung dieses strategischen Projekts bekräftigt wurde. Im Sommer 2022 wurde eine Vereinbarung über die Durchführung einer eingehenden Machbarkeitsstudie getroffen, was einen entscheidenden Schritt im Entwicklungsprozess des TSGP darstellte.
Der Besuch des nigerianischen Ministers in Algier beschränkt sich nicht nur auf das Pipelineprojekt. Er ebnet den Weg für eine umfassendere Energiekooperation zwischen den beteiligten afrikanischen Ländern. Auf dem Programm stehen Besuche von Energieanlagen und Ausbildungsinstituten, mit dem Ziel, neue Bereiche der Zusammenarbeit, insbesondere in der Raffinerie und Petrochemie, zu erkunden.
Diese Bereitschaft zum Austausch von Fachwissen entspricht den Verpflichtungen, die während des Besuchs des algerischen Energieministers Mohamed Arkab in Niger im August letzten Jahres eingegangen wurden. Bei dieser Gelegenheit hatte Arkab die Bereitschaft Algeriens zum Ausdruck gebracht, sein Know-how weiterzugeben und Niger bei der Entwicklung seiner Ölindustrie zu begleiten.
Es versteht sich von selbst, dass die Beschleunigung der Verhandlungen um das TSGP vor dem Hintergrund eines sich wandelnden globalen Energiekontextes stattfindet. Europa, das sich um eine Diversifizierung seiner Versorgung bemüht, sieht in dem Projekt eine Möglichkeit, seine Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Für Afrika stellt die Pipeline nicht nur eine potenzielle Einnahmequelle dar, sondern auch einen Vektor für die wirtschaftliche Entwicklung und die regionale Zusammenarbeit.
Trotz der technischen und geopolitischen Herausforderungen, die das TSGP mit sich bringt, zeugen der intensivere diplomatische Austausch und die Reihe der unterzeichneten Abkommen von der Entschlossenheit der Beteiligten, dieses strategische Projekt voranzutreiben. Die wirtschaftlichen und energiepolitischen Auswirkungen könnten sowohl für Afrika als auch für Europa beträchtlich sein. (Quelle: Maghreb Emergent)