BAMF-Analyse: Bleiben oder Zurückkehren? Handlungsspielräume von geduldeten Migrantinnen und Migranten aus dem anglophonen Westafrika

BAMF-Analyse: Bleiben oder Zurückkehren? Handlungsspielräume von geduldeten Migrantinnen und Migranten aus dem anglophonen Westafrika

Die BAMF-Kurzanalyse 06|2024 untersucht die Handlungsspielräume von geduldeten Migrantinnen und Migranten aus den anglophonen westafrikanischen Ländern Nigeria, Gambia und Sierra Leone, die trotz abgelehnter Asylanträge und drohender Rückführung seit über fünf Jahren in Deutschland leben. Basierend auf ethnografischen Daten und qualitativen Interviews bietet die Analyse tiefergehende Einblicke in die Entscheidungsprozesse und Lebensbedingungen dieser Personen.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Migrationsbiografien und Ermüdung
Die befragten Migrantinnen und Migranten haben oft langwierige und traumatische Wanderungserfahrungen über afrikanische und europäische Länder hinweg durchlebt. Diese Erfahrungen führen zu einer ausgeprägten „Migrationsmüdigkeit“, die das Bedürfnis nach Stabilität und einem normalen Leben in Deutschland gegenüber einer Rückkehr ins Heimatland verstärkt.

Entscheidungsdynamiken – Bleibeneigung versus Rückkehr
Trotz vorhandener Rückkehrförderprogramme bestehen ausgeprägte Vorbehalte gegen eine freiwillige Rückkehr. Ein wesentlicher Grund für die Bleibeneigung ist der zunehmende Verlust der Verbindung zum Herkunftsland, verstärkt durch die lange Abwesenheit und negative Berichte über die schwierigen Lebensbedingungen von Rückkehrenden. Viele befragte Personen befürchten Stigmatisierung und begrenzte wirtschaftliche Perspektiven im Herkunftsland.

Bedeutung von gesellschaftlicher Teilhabe und Spracherwerb
Die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe, soziale Kontakte und der Erwerb der deutschen Sprache tragen wesentlich zum weiteren Verbleib bei. Personen, die Zugang zu sozialer Unterstützung und Beschäftigung finden oder durch Sprachkurse und Netzwerke integriert sind, tendieren verstärkt dazu, in Deutschland zu verbleiben.

Einfluss des Chancen-Aufenthaltsrechts
Die Einführung des Chancen-Aufenthaltsrechts weckt bei langzeitgeduldeten Migrantinnen und Migranten Hoffnungen, einen dauerhaften Aufenthaltsstatus zu erreichen. Für einige der Befragten bietet dies eine neue Perspektive auf rechtliche Sicherheit und soziale Integration, was die Neigung zum Verbleib zusätzlich stärkt.

Die Analyse zeigt, dass freiwillige Rückkehr aufgrund struktureller, sozialer und persönlicher Hindernisse für die befragten Personen mit zunehmendem Zeitverlauf eine immer unwahrscheinlichere Option darstellt. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die bestehenden Beratungsangebote stärker an die spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppen anzupassen, insbesondere durch kulturadäquate und vertrauensbildende Maßnahmen. Eine zielgerichtete Beratung und unterstützende Netzwerke könnten wertvolle Ressourcen sein, um langfristige Perspektiven sowohl für aufenthaltsrechtliche Lösungen als auch Rückkehrförderung zu schaffen. (BAMF)

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