Buchtipp: „Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte“

Buchtipp: "Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte"Ausgangspunkt des Buches ist die lange Geschichte von Flucht und Migration in Westafrika, insbesondere der Umstand, dass Migration eine kulturell tief verankerte Alltagspraxis darstellt, die keineswegs durch immer höhere Zäune ausgehebelt werden kann. Autor Olaf Bernau schlussfolgert daher, dass die restriktive EU-Migrationspolitik zum Scheitern verurteilt ist, dies allerdings auf Kosten der Migrant:innen sowie ihrer Familien und Herkunftsgesellschaften.

Im Zentrum des Buches stehen unterdessen Fluchtursachen. Gezeigt wird, wie bereits Sklaverei und Kolonialismus ökonomische und politische Tiefenstrukturen hervorgebracht haben, die bis heute eine eigenständige Entwicklung der westafrikanischen Länder massiv erschweren. Auf dieser Grundlage kommt die gesamte Palette von Fluchtursachen zur Sprache: Der ungerechte Welthandel, die Verschuldungspolitik, die schlechte Regierungsführung, die Vernachlässigung der Landbevölkerung, die Klimakrise, die Gewalteskalation im Sahel und vieles mehr.

Im Schlusskapitel werden unter der Überschrift „Was Europa Westafrika schuldet“ zahlreiche Empfehlungen formuliert, was Europa zukünftig tun, aber auch lassen sollte, um die westafrikanischen Gesellschaften bei einem echten Neuanfang zu unterstützen. Neben wissenschaftlichen, journalistischen und literarischen Quellen stützt sich Olaf Bernau auch stark auf seine eigenen Erfahrungen, die er seit 2010 im Rahmen des transnationalen Netzwerks Afrique-Europe-Interact gemacht hat, unter anderem in der Zusammenarbeit mit bäuerlichen Gemeinschaften in Mali.

Aus nachvollziehbaren Gründen blickt die Welt derzeit gebannt auf den Ukraine-Krieg. Gleichwohl möchten wir davor warnen, andere Krisenregionen wie etwa Westafrika aus dem Blick zu verlieren. Das gebietet nicht nur das alltägliche Leiden der dort lebenden Menschen. Vielmehr droht auch weiterhin die Gefahr, dass sich dschihadistische Gewalt von den Sahelländern auf die Küstenländer ausbreiten könnte – mit weitreichenden Konsequenzen für Europa. (Afrique-Europe-Interact)

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