In seiner großen Geschichte der ‚exotischen‘ populären Musik in drei Bänden beschreibt Claus Schreiner den transatlantischen Weg all der uns heute vertrauten Musikstile von ihren Ursprüngen nach Europa und Deutschland. Darin spielt die Musik Afrikas und Lateinamerikas und deren Rezeption in Deutschland eine besondere Rolle.
In Band 1 berichtet er, wann und wie es in Europa zu ersten Begegnungen mit afroamerikanischen Künstler:innen kommt und wie Charleston, Ragtime, Jazz, Tango, Maxixe, Rumba, Beguine in Kolonialzeiten und in den Küstenstädten Lateinamerikas entstehen. Die Aufnahme und Anverwandlung der vielen fremden Musikstile in den Metropolen Europas wird im Hauptteil des Buches plastisch und mit vielen Künstlerbiographien, Songtexten und Geschichten beschrieben.
Band 2 beginnt mit der Nachkriegszeit. Die Isolation Deutschlands von vormals verbannten ‚exotischen‘ Einflüssen endet. Träume von einsamen Inseln werden im Nachkriegs- und Wirtschaftswunderland nicht nur von Schlagertexten, sondern auch von Samba, Baião und
Bossa Nova aus Brasilien bedient. Es folgen Mambo und Chachachá aus New York und Kuba sowie der Calypso. Auf deutschen Bühnen zeigen Tanz-Ensembles aus den jungen afrikanischen Staaten, aus Brasilien, Mexiko und Korea Mischungen aus Folklore und Ballett. Aus den USA weht die Folk-Welle herüber und initiiert nicht nur Festivals wie Waldeck, sondern auch erste Begegnungen mit internationaler Folklore.
Für unsere Leser:innen besonders interessant: Band 3. Dieser startet mit der Musik Afrikas und ihrer Ankunft in Europa. „Back to Africa“: Reggae-Wurzeln und die deutsche Szene, wo das Interesse nicht nur an den Urvätern des Reggae wächst. Die Gesellschaft will mehr Originale erleben – traditionell oder populär – und schafft neue Festivals, die oft mit Workshops und Informationen begleitet werden. Das New Age-Zeitalter beginnt und lässt Musiker:innen in esoterischen Quellen schöpfen. Japanische Trommelgruppen lassen Konzertsäle erbeben und Butoh-Tänzer:innen erinnern an den Ausdruckstanz der zwanziger Jahre. Musik aus vielen ‚exotischen‘ Wurzeln bietet sich als Alternative zu Belanglosem in Spaßgesellschaft, Disco und Neuer Deutscher Welle sowie als Begleitung von Aktionen gegen Rassismus, Hungersnot und Fremdenfeindlichkeit an. Salsa aus Puerto Rico und
New York bringt mehr Körperlichkeit in deutsche Tanzclubs und bereitet den Boden für nostalgisches Buena Vista-Feeling, das von Modetänzen wie Lambada, Merengue und Zouk abgelöst wird. Latinmusic sorgt auch in Deutschland für Hits. Am Ende des Jahrhunderts ist ein umfangreiches Angebot vorhanden, und man nennt es Weltmusik.
Weitete Details zu den einzelnen Bänden, Verlag, etc. HIER.