Chinas Appetit auf Afrikas Wälder

Chinas Appetit auf Afrikas WälderIllegaler Holzeinschlag in Verbindung mit Korruption und fehlendem politischen Willen gehören zu den Gründen, warum die Wälder in West- und Zentralafrika weiterhin bedroht sind.

Das Übereinkommen über den internationalen Handel mit freilebenden Tieren und Pflanzen (CITES, im Deutschen als Washingtoner Artenschutzübereinkommen bekannt) wurde 1973 angesichts des dramatischen Rückgangs vieler Arten durch Wilderei und Handel geschlossen.

China bleibt die Drehscheibe des illegalen Handels mit Edelholz aus Afrika, weil es in Afrika willige Lieferanten findet. Gesetze im Forstsektor in den betroffenen Staaten werden nicht umgesetzt. Dass die Bäume unter Schutz stehen und das Holz nicht gehandelt werden darf, interessiert weder die korrupten afrikanischen Regierungen (es findet sich sicherlich ein westlicher Geber für ein Wiederaufforstungsprogramm) noch die chinesischen Importeure. In Afrika bleiben verödete Landstriche und verarmte Dorfbewohner zurück. Den Menschen wird die Lebensgrundlage entzogen und die Artenvielfalt wird vernichtet.

Rosenholz ist besonders beliebt
Rosenholz wird am meisten geplündert. Es wird mehr gehandelt als Elfenbein, Rhinozeros-Horn und Großkatzen zusammen. Ein Kubikmeter kann bis zu 19.000 Euro kosten. Die Profite aus dem Rosenholzgeschäft sind als Folge der hohen Nachfrage und Beschaffungsschwierigkeiten (CITES-Listung) obszön hoch. 83 Prozent der chinesischen Importe aus Afrika sind mit einem hohen Risiko der Illegalität behaftet.

90 Prozent der Waldfläche der Elfenbeinküste sind in den letzten 60 Jahren verschwunden, was die Elfenbeinküste zu einem der Länder mit der höchsten jährlichen Entwaldungsrate macht. Kamerun ist derzeit der größte Exporteur des Kontinents. Es geht laut CITES um 200.000 Kubikmeter illegal genutztes Holz. Die jährlichen finanziellen Verluste des Staates durch den illegalen Handel werden auf 55 Mio. Euro geschätzt. (1,4 Mio. Stämme im Wert von 300 Mio. US-Dollar wurden 2021 illegal von Kamerun über Nigeria nach China verschifft.)

Die Zahlen sind beeindruckend: 123.000 Tonnen oder 182.900 Bäume. Es ist das Rosenholz, auch „Bois de vène“ oder „Kosso“ genannt. Nach Angaben der Internationalen Umweltagentur (IEA) wurde dieses Holz zwischen Mai 2020 und Januar 2022 illegal aus Mali in chinesische Fabriken verbracht, um dort verarbeitet zu werden. Und das unter Verstoß gegen ein seit zwei Jahren geltendes Gesetz, das seine Ernte und seinen Export verbietet, und trotz seiner Aufnahme in die Liste der bedrohten Arten des Übereinkommens (Washingtoner Abkommen, siehe oben) über den internationalen Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen im Jahr 2017.

Zwei Millionen Stämme
Wie in der Casamance im Senegal (Export des Rosenholzes über Gambia), im Westen Kameruns oder im Osten der Demokratischen Republik Kongo blühte der Raubbau an Edelhölzern im Zuge der politischen und sicherheitspolitischen Instabilität. Seit über einem Jahrzehnt breitet sich dieser illegale Handel in Afrika von Land zu Land aus. Die Wälder werden immer weiter dezimiert. Er wurde von Chinesen, bewaffneten Gruppen und manchmal sogar von lokalen Regierungen inszeniert und erlebte 2014 seinen Höhepunkt, angetrieben von Chinas boomender Nachfrage nach Luxusmöbeln. Dort sind Möbel aus Rosenholz bei der Mittelklasse sehr begehrt.

Zwar ist der Handel seitdem leicht zurückgegangen, aber er ist noch lange nicht verschwunden. Allein zwischen 2016 und 2020 wurden mehr als zwei Millionen Stämme in Westafrika gefällt und dann exportiert, ohne von den Herkunftsländern deklariert worden zu sein. Der illegale Handel mit illegalem Edelholz wird immer weitergehen, solange die Strafverfolgungsbehörden nicht einschreiten. (Quelle: achgut.com, mit freundlicher Genehmigung des Autors Volker Seitz*, Foto: ia)

*Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“.  Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten).