DAS-Afrika-Pressespiegel KW 42 – Von Machtausbau und -wechsel

DAS-Afrika-Pressespiegel KW 42 - Von Machtausbau und -wechselErdogans Afrika-Reise und anschließender Türkei-Afrika-Gipfel: Im Vorfeld des am Donnerstag und Freitag in Istanbul stattfindenden türkisch-afrikanischen Wirtschafts- und Handelsgipfels hatte sich der Staatspräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, am vergangenen Sonntag zu einer viertägigen Reise auf den afrikanischen Kontinent begeben. Mit der Absicht, bilaterale Beziehungen vor Ort zu stärken, traf er in diesem Rahmen auf Staats- und Regierungschefs sowie Investoren in Angola, Nigeria und Togo. Seit den 1990er Jahren verfolgt die Türkei das Ziel, wieder gesteigerten Einfluss auf die Entwicklungen des afrikanischen Kontinents zu nehmen.

In ihrem Vorstoß auf die südliche Halbkugel, der seit Erdogans Machtantritt deutlich an Fahrt aufgenommen hat, betont die Türkei dabei oft eine Korrektur historischen Unrechts, welches in Zusammenhang mit dem Niedergang des Osmanischen Reichs und den Eroberungen der westlichen Welt zur Kolonialzeit stehe. Auch bei seiner jetzigen Reise präsentierte Erdogan sein Land explizit als alternativen Partner zum kolonial vorbelasteten Westeuropa. Der Schauplatz Afrika offeriert der Türkei darüber hinaus willkommene Möglichkeiten zur Wiederherstellung des außenpolitischen Ansehens als Akteur auf internationaler Bühne. Mit seinen bisherigen Besuchen in bereits 30 afrikanischen Staaten hat Erdogan den Kontinent mehr als jedes andere außerafrikanische Staats- und Regierungsoberhaupt bereist und viel Ehrgeiz daran erkennen lassen, Beziehungen mit den Entscheidungsträgern Afrikas aufzubauen. Des Weiteren ist die Türkei zur Zeit in 43 Staaten Afrikas mit Botschaften vertreten und fliegt mit der staatlichen Turkish Airlines rund 60 afrikanische Metropolen in 39 Ländern des Kontinents an.

Der türkische Präsident verfolgt darüber hinaus wachsende Ambitionen des Ausbaus von Rohstoffexplorationen, Freihandelsabkommen und militärischer Kooperation mit afrikanischen Staaten und trifft dabei Expertinnen und Experten zufolge erfolgreich auf gemeinsame Interessen. Auch die unkomplizierte Bereitstellung medizinischer Güter während der Corona-Pandemie habe das Ansehen der Türkei auf dem Kontinent erhöht. Der jetzige Gipfel, der unter dem Motto „Vertiefung der türkisch-afrikanischen Partnerschaft“ steht und in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Union (AU) organisiert wurde, hebt die Bereiche Handel, Investitionen, Technologie und Logistik hervor. In einer Mischung aus nichtöffentlichen Ministertreffen und Podiumsdiskussionen zu Themen wie Landwirtschaft, dem Finanzsektor oder der Afrikanischen Freihandelszone sollen weitere Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Türkei und afrikanischen Staaten erschlossen werden. Die steigende Bedeutung der Türkei liest sich nicht zuletzt auch in den Handelszahlen: Das Handelsvolumen zwischen dem eurasischen Staat und dem afrikanischen Kontinent hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten quasi verfünffacht und belief sich im Jahr 2020 trotz Corona auf 25,3 Mrd. US-Dollar. Mit dem Gipfel scheint die Türkei daher auch neue Akzente gegenüber dem Engagement von Staaten wie China und Russland bei der Erweiterung ihrer Beziehungen in Afrika setzen und ihr Profil als Vorreiter innerhalb der islamischen Staatengemeinschaft stärken zu wollen.

Kap Verde wählt José Maria Neves zum Präsidenten: Der Oppositionspolitiker und ehemalige Premierminister José Maria Neves der linken Afrikanischen Partei für die Unabhängigkeit Kap Verdes (PAICV) hat am Sonntag die Präsidentschaftswahlen in Kap Verde mit 51.7% der Stimmen für sich gewonnen. Neves größter Kontrahent, Carlos Veiga, der Kandidat der aktuellen Mitte-Rechts-Regierungspartei Bewegung für Demokratie (MpD) erhielt 42.4% der Stimmen…

HIER geht es direkt zum wöchentlichen Pressespiegel, in dem Sie eine umfangreiche Linksammlung zu weiteren afrikapolitisch relevanten Nachrichtenbeiträgen finden. (Deutsche Afrika Stiftung)