Deutscher wegen Mordes an Asylbewerber aus Ghana im Jahr 1991 angeklagt

Deutscher wegen Mordes an Asylbewerber aus Ghana im Jahr 1991 angeklagtMehr als 30 Jahre nach einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis ist ein Mann in Deutschland festgenommen und wegen Mordes angeklagt worden. Ein junger Ghanaer war an schweren Verbrennungen und einer Rauchvergiftung gestorben.

Ein 50-jähriger deutscher Staatsangehöriger, identifiziert als Peter S., wurde am Montag, den 4. April, in Saarlouis festgenommen. Ihm werden Mord, versuchter Mord und Brandstiftung mit Todesfolge im Zusammenhang mit einem Anschlag auf eine Asylbewerberunterkunft vor mehr als 30 Jahren vorgeworfen, bei dem ein Ghanaer, Samuel Kofi Yeboah, getötet und zwei weitere Personen verletzt wurden.

Laut Staatsanwaltschaft hatte sich Peter S. am Abend des 18. September 1991 mit einer Gruppe von Rechtsextremisten in einer Saarlouiser Kneipe getroffen, wo sie über mehrere rassistische Anschläge sprachen, die sich in jenem Monat in Hoyerswerda in Ostdeutschland ereignet hatten. In den frühen Morgenstunden des 19. September soll er in das Asylbewerberheim gegangen sein, das Treppenhaus mit Benzin übergossen und angezündet haben.

Das Feuer breitete sich schnell im Treppenhaus des Gebäudes aus und erreichte das oberste Stockwerk, wo Yeboah schlief. Der Ghanaer erlitt bei seinem Fluchtversuch schwere Verbrennungen und eine Rauchvergiftung und starb Stunden später im Krankenhaus.

Zwei weitere Bewohner konnten sich durch einen Sprung aus dem Fenster retten, wobei sie sich Knochenbrüche zuzogen. Die anderen 18 Bewohner des Gebäudes konnten sich unverletzt befreien.

Yeboah hatte als Hausmeister in der Unterkunft, einem ehemaligen Gästehaus namens Weiße Rose, gearbeitet. Nach Angaben der Amadeu-Antonio-Stiftung, einer deutschen Nichtregierungsorganisation gegen Rassismus, war er in Ghana Bauer gewesen, bevor er nach Europa kam.

Der saarländische Polizeipräsident Norbert Rupp entschuldigte sich am Montag für die Versäumnisse, die zur Einstellung des Verfahrens geführt hatten. „Ich bin erleichtert, dass diese schreckliche Tat nach mehr als 30 Jahren endlich aufgeklärt zu sein scheint“, so Rupp in einer Erklärung.

Die Ermittlungen zu dem Anschlag waren zunächst eingestellt worden, weil die Polizei keinen Verdächtigen finden konnte. Sie wurden drei Jahrzehnte später wieder aufgenommen, nachdem eine Sondereinheit Probleme bei den Ermittlungsverfahren aufgedeckt hatte.

„Ich entschuldige mich im Namen des Landespolizeipräsidiums dafür, dass Defizite in der damaligen Polizeiarbeit offensichtlich dazu geführt haben, dass die Ermittlungen eingestellt wurden“, so Rupp in der Erklärung. „So etwas darf sich nicht wiederholen“, fügte er hinzu.

Weiterhin tödliche Angriffe
Seit den 1990er Jahren hat es in Deutschland Hunderte von tödlichen Angriffen auf Asylbewerber gegeben, darunter auch Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Bei einem solchen Anschlag in Lübeck am 17. Januar 1996 wurden 10 Asylbewerber getötet und 38 weitere zum Teil schwer verletzt.

Obwohl die Zahl rückläufig ist, gibt es laut Berichten aus dem Jahr 2021 im Durchschnitt jede Woche mindestens einen Anschlag auf ein Flüchtlingsaufnahmezentrum in Deutschland. (Quelle/Originalartikel: infomigrants), Symbolbild: 4711018 auf Pixabay)