Drogen: West- und Zentralafrika nicht nur mehr Transitzonen, sondern voll betroffen

Drogen: West- und Zentralafrika nicht nur mehr Transitzonen, sondern voll betroffenDer Weltdrogenbericht 2022 des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) beinhaltet auch die Entwicklung des Drogenkonsums in den Regionen West- und Zentralafrikas. Laut UNODC bieten die durch Konflikte und politische Gewalt in Afrika erzeugte Fragilität und die Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit ein günstiges Umfeld für die Herstellung von und den Handel mit Drogen, wodurch Einnahmen für bewaffnete Gruppen erzielt werden, die wiederum Konflikte schüren.

Die westlichen und zentralen Regionen des Kontinents, die lange Zeit als bloße Transitzonen galten, sind bzgl. des Konsums von Cannabis und pharmazeutischen Opioiden, die über dem weltweiten Durchschnitt liegen, voll vom Drogenproblem betroffen.

In der Region konsumierten im Jahr 2020 9,7% der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren Cannabis und 2,4% pharmazeutische Opioide zu nichtmedizinischen Zwecken, während die weltweiten Schätzungen bei 3,8% bzw. 1,2% lagen. Der Drogenkonsum in Afrika betrifft vor allem junge Männer unter 35 Jahren. 93% der Personen, die wegen drogenbedingter Störungen in Afrika behandelt werden, sind Männer, und das Durchschnittsalter liegt bei etwa 30 Jahren.

„Vor dem Hintergrund gesundheitlicher und humanitärer Krisen muss West- und Zentralafrika weiterhin in die Sammlung und Analyse von Daten investieren, die nach Geschlecht und Alter gegliedert sind, um die Frühwarnung und evidenzbasierte Reaktionen zu stärken“, sagte der UNODC-Regionaldirektor für West- und Zentralafrika, Dr. Amado Philip de Andrés.

Herstellung von Kokain erreichte 2020 ein Rekordniveau
Laut UNODC erreichte die Kokainherstellung im Jahr 2020 ein Rekordniveau und stieg im Vergleich zu 2019 um 11% auf 1.982 Tonnen. Auch die Kokainbeschlagnahmen stiegen trotz der Pandemie an und erreichten 2020 mit 1.424 Tonnen einen neuen Rekord. Auch wenn 90% des weltweit beschlagnahmten Kokains auf Seewegen erfolgte, zeigen doch große Beschlagnahmungen, die seit 2021 in Niger (214kg), Burkina Faso (115kg) und Mali (33,9kg) verzeichnet wurden, dass die Sahel-Route weiterhin ein relativ wichtiges Transitgebiet ist.

Die Verhaftungen in Westafrika in Verbindung mit Rekordbeschlagnahmungen dieser Droge in der Region deuten auch darauf hin, dass der Handel außerhalb der Konfliktzone Sahel die dort operierenden bewaffneten Gruppen finanzieren könnte. Mehrere Personen, die verdächtigt werden, an Kokainbeschlagnahmungen in den westafrikanischen Küstenländern Guinea-Bissau, Gambia und Elfenbeinküste beteiligt gewesen zu sein, besaßen Pässe aus Sahelländern.

Zwischen 2019 und 2022 wurden laut der Drogenüberwachungsplattform des UNODC mindestens 57t Kokain in Westafrika oder auf dem Weg dorthin beschlagnahmt, hauptsächlich auf den Kapverden (16,6t), im Senegal (4,7t), in Benin (3,9t), an der Elfenbeinküste (3,5t), in Gambia (3t) und Guinea-Bissau (2,7t). (Quelle: gabonreview)