Fall Omar Raddad: Letzte Chance, den wegen Mordes verurteilten Gärtner aus Marokko zu entlasten

Fall Omar Raddad: Letzte Chance, den wegen Mordes verurteilten Gärtner aus Marokko zu entlastenDer von der französischen Justiz wegen Mordes an der Französin Ghislaine Marchal verurteilte Omar Raddad, ihr marokkanischer Gärtner, hatte stets alles abgestritten und wurde vom ehemaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac begnadigt. Am 4. September 1998 wurde er nach mehr als sieben Jahren Haft freigelassen, doch bis heute hatte die französische Justiz eine Wiederaufnahme des Verfahrens stets abgelehnt. Heute gab der Untersuchungsausschuss des Revisionsgerichts, der von Omar Raddads Verteidigung angerufen worden war, seinem Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens teilweise statt, indem er neue Gutachten anordnete.

Ein eines Angestellten in finanzieller Not oder eine rassistische Justiz? Omar Raddad hatte vor allem „den Fehler, Nordafrikaner zu sein“, erklärte damals sein Anwalt Jacques Vergès. Obwohl der aus Marokko stammende ehemalige Gärtner aufgrund der Begnadigung durch den ehemaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac heute ein freier Mann ist, hat die französische Justiz seine Unschuld trotz neuer DNA-Analysen, die den Fall weiterentwickelt haben, noch nie anerkannt. Ein Justizskandal ohnegleichen.

Seit 2001 wurde nachgewiesen, dass zwei DNA-Stränge mit dem Blut von Ghislaine Marchal vermischt waren und dass keiner davon mit dem DNA von Omar Raddad übereinstimmte, der vom Schwurgericht in Nizza verurteilt worden war. Es ist jedoch nicht bekannt, zu wem die beiden DNA-Stränge gehören. Ein erster Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens im Jahr 2001 wurde von der französischen Justiz abgelehnt.

2011 drehte Roschdy Zem einen Film mit dem Titel „Omar m’a tuer“, in dem er die Worte mit dem (absichtlichen?) Rechtschreibfehler wiedergab, die in Blutschrift an der Wand neben der Leiche von Ghislaine Marchal geschrieben waren. Der Film erzählte die Grundzüge des Falls und die Ungereimtheiten der von der französischen Justiz geführten Ermittlungen.

Doch seit 2014 haben Fortschritte in der DNA-Technologie und Entwicklungen in der französischen Rechtsprechung zu einer veränderten Herangehensweise geführt, und ein neues Gutachten aus dem Jahr 2019 scheint die Richter überzeugt zu haben. Im Gegensatz zu dem, was die Justiz beim ersten Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens vorgebracht hatte, steht nun fest, dass die am Tatort vorhandenen DNA-Spuren, bei denen es sich nicht um die DNA von Omar Raddad handelt, nicht durch Fehlmanipulationen der Ermittler, sondern zeitgleich mit dem Mord entstanden sind. Dies bestärkt die Vermutung der Verteidigung, dass die Aufschrift Omar m’a tuer vom wahren Täter hinzugefügt wurde, um den Verdacht auf den marokkanischen Gärtner zu lenken.

Die neuen Erkenntnisse werden es Omar Raddad vielleicht ermöglichen, mehr als 30 Jahre nach der Tat, für die er offiziell immer noch schuldig gesprochen ist, endlich seine Unschuld beweisen zu können, denn die Begnadigung, die er 1998 erhielt, war eine Strafmilderung, die seine Ehre nicht wiederherstellen konnte. (Quelle: afrik.com)