Human Rights Watch: körperliche Züchtigung von Kindern in Nordafrika und im Nahen Osten ungebrochen an der Tagesordnung!

Human Rights Watch: körperliche Züchtigung von Kindern in Nordafrika und im Nahen Osten ungebrochen an der Tagesordnung!
©Dadu Shin für Human Rights Watch

Die Menschenrechtsorganisation fordert die Länder der Region auf, gewaltsame „Disziplinierung“ zu verbieten: Nur die schlimmsten Vorfälle, oder die, die mit der Kamera eingefangen wurden, schaffen es in die Nachrichten. Ein Junge in Algerien wurde schwer am Auge verletzt, als sein Mathelehrer ihn mit einem Stock schlug. Ein Handyvideo eines Lehrers in Saudi-Arabien, der 13 Jungen mit einem Rohrstock auspeitscht, sorgte für Aufruhr. Ein Lehrer in Ägypten schlug ein Mädchen der fünften Klasse und schnitt ihr eine Haarsträhne ab, weil sie ohne Hidschab zum Unterricht kam, der nicht einmal Teil der Schuluniform ist. Ein Schuldirektor im Iran schlug einen Schüler der siebten Klasse bewusstlos und informierte seine Eltern erst, als diese ihn am Ende des Schultages abholten. Ein 9-jähriger Junge in Erbil, Irak, starb, nachdem er von seinem Lehrer auf den Kopf geschlagen wurde.

Diese ungeheuerlichen Fälle spiegeln eine weit verbreitete Realität in Nordafrika und dem Nahen Osten wider. Die Region weist weltweit die höchsten Raten an gewaltsamer Bestrafung von Kindern auf – in einigen Ländern waren 90 Prozent oder mehr der Kinder jeden Monat körperlicher oder verbaler Misshandlung ausgesetzt. In den 1970er Jahren begannen die Länder, körperliche Züchtigung zu verbieten, da Untersuchungen zeigten, dass sie nicht nur das Verhalten der Kinder nicht verbessert, sondern auch mit einer Zunahme von Selbstmordgedanken, Angstzuständen, Aggression, häuslicher Gewalt, Kriminalität und Schulabbruch in Verbindung gebracht wurde. Aber Kinder im Nahen Osten und in Nordafrika werden immer noch körperlich misshandelt, zu Hause, in der Schule und auch in anderen Bereichen. Diese Studie zeigt, was jedes Land tun muss, um Kinder zu schützen und die Anwendung von körperlicher Züchtigung zu beenden.

Zum nördlichen Afrika:

Algerien
Vier Jahre nachdem das Bildungsgesetz die gewaltsame Disziplinierung von Schülern verboten hat, stellten UN-Experten fest, dass körperliche Züchtigung in Schulen immer noch „Routine“ ist. Die Regierung muss viel mehr tun, um sie zu beenden.

Ägypten
Eine offizielle nationale Umfrage ergab, dass fast zwei von drei ägyptischen Schülern in der Schule mit Stöcken, Gürteln, Rohrstöcken oder Peitschen geschlagen wurden. Dennoch gibt es kein Gesetz, das die gewaltsame Disziplinierung von Kindern ausdrücklich verbietet.

Libyen
Die körperliche Züchtigung von Kindern ist seit der Gaddafi-Ära, die 2011 endete, verboten, bleibt aber Nachrichtenberichten zufolge üblich. In einem Land, das sich gerade von bewaffneten Konflikten, politischen Spaltungen und Unsicherheit erholt, sollten die Behörden sicherstellen, dass Schulen sichere Orte des Lernens sind, frei von Gewalt.

Marokko
Eine Studie des Bildungsministeriums fand Fälle, in denen Lehrer Kinder mit Stromschlägen traktierten und sie mit Seilen fesselten. Dennoch ist die Regierung Forderungen nach einem effektiven Verbot jeglicher gewaltsamer Disziplinierung von Kindern nur zögerlich nachgekommen.

Tunesien
Seit einem Jahrzehnt sind Kinder per Gesetz vor jeglicher gewaltsamen Disziplinierung geschützt. Umfragen zeigen jedoch, dass sie immer noch weit verbreitet ist, und viele Eltern denken, dass das Verletzen von Kindern „eine Erziehungsmethode“ ist.

Weitere Details (englisch) HIER. (HRW)