Christine-Felice Röhrs in Khartum über den blutigen Machtkampf im Sudan, Aktivitäten russischer Wagner-Söldner im Land und Chancen für Verhandlungen.
Seit dem Wochenende kommt es im Sudan zwischen Armee und Paramilitärs zu blutigen Straßenschlachten. Hunderte Menschen sind bereits gestorben. Worum geht es in dem Konflikt?
Wir sehen hier den Ausbruch eines bereits seit Langem schwelenden Konflikts zwischen den beiden stärksten bewaffneten Gruppen im Land, dem Militär unter General Burhan und den Milizen der sogenannten Rapid Support Forces (RSF) unter General Dagalo, Spitzname Hemeti. Die beiden haben in der Vergangenheit kooperiert, wenn es ihren Interessen diente, beispielsweise beim Putsch im Oktober 2021, als sie gemeinsam die zivil-militärische Übergangsregierung in Richtung Demokratie auflösten und alleine die Macht übernahmen. Sie waren aber immer Wettbewerber um militärische Vormacht, wenn nicht sogar Feinde. Nun ging es in den vergangenen Monaten im Sudan um die Möglichkeit, dass das Militär die Macht doch wieder an eine zivile Regierung zurückgeben könnte. Ein Rahmenabkommen dazu war am 5. Dezember bereits unterschrieben worden. Dazu hatte die Putschallianz sich durchgerungen angesichts der Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft alle Mittel für die Übergangsregierung nach dem Putsch eingefroren hatte und sich gleichzeitig die wirtschaftliche und humanitäre Lage im Land enorm verschlechterte.
Durch einen Boykott von zivilen Technokraten konnte das Militär auch keine Regierung von eigenen Gnaden einsetzen. Dazu kamen heftige Proteste in der Bevölkerung, vor allem unter jungen Menschen. Teil dieses Abkommens mit der zivilen, pro-demokratischen Seite wäre auch eine Reform des Sicherheitssektors gewesen, also der Plan, eine einzige nationale Armee zu formen und die RSF dort einzugliedern. Milizenchef Hemeti passte das natürlich nicht, weil er Befehlsgewalt, Einfluss und Kampfkraft eingebüßt hätte. Es gab in diesen Gesprächen der beiden Streitkräfte unterschiedliche Knackpunkte, unter anderem, was den Zeitplan der Eingliederung anging – das Militär wollte zwei Jahre, die RSF zehn –, aber auch zum Ausmaß der Kommandogewalt. Letztlich bleibt bisher unklar, was genau oder sogar welche Seite die Kampfhandlungen am vergangenen Samstag dann auslöste. Jetzt scheinen diese zum Existenzkampf geworden zu sein.
Lesen Sie HIER das ganze Interview im IPG-Journal. (Friedrich Ebert Stiftung)