IPG-Journal: Namibia – Wie sühnt man einen Genozid?

IPG-Journal: Namibia - Wie sühnt man einen Genozid?
Foto: Peter Jupke / Pixabay

Die deutsche Kolonialmacht beging Völkermord, Berlin bekennt sich zur Verantwortung. In Namibia aber stößt das Abkommen auf erbitterte Ablehnung. Es ist sehr still derzeit um die namibische Regierungsspitze. Seltsam still angesichts der aufsehenerregenden Nachricht, dass nach fast sechs Jahren zäher Verhandlungen nun ein Entwurf für ein deutsch-namibisches Versöhnungsabkommen unterschriftsreif vorliegen soll. Darin geht es um die Aufarbeitung der Ermordung Zehntausender Nama und Herero durch deutsche Kolonialtruppen im heutigen Namibia zwischen 1904 und 1908. Eine Sensationsnachricht – eigentlich. Doch die namibische Regierungsspitze hält sich mit öffentlichen Stellungnahmen bisher auffallend zurück. Warum?

Folgt man den Medienberichten, scheint es in Namibia derzeit nicht besonders opportun zu sein, sich positiv zu dem Abkommen zu äußern. Es sei eine „Beleidigung“, titelt die größte Tageszeitung, die regierungsunabhängige Namibian; „Deutschland hat nicht in guter Absicht verhandelt“, so Inna Hengari von der größten Oppositionspartei PDM. Joseph Kauandenge, Generalsekretär der kleinen Oppositionspartei NUDO, behauptet sogar, Deutschland achte Namibia nicht, „weil wir schwarz sind. Für sie sind wir minderwertig“. Und Evilastus Kaaronda von der (noch kleineren) SWANU kommt zu einem besonders gewagten Fazit: „Unsere Regierung und die deutsche Regierung sind unsere einzigen Feinde“.

Wie es scheint, schlägt mit dem Abschluss der namibisch-deutschen Regierungsverhandlungen plötzlich die Stunde der Einheit der ansonsten eher zerstrittenen namibischen Opposition, aber auch der zahlreichen Nama- und Herero-Organisationen, von denen einige an den Verhandlungen selbst beteiligt waren. Was treibt die Kritikerinnen des Abkommens nun zu einem gemeinsamen Schulterschluss gegen die namibische Regierung einerseits und Deutschland andererseits?

 

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