Kenia: IWF gewährt Darlehen zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung – Interview mit der Leiterin der IWF-Mission

Kenia: IWF gewährt Darlehen zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung - Interview mit der Leiterin der IWF-Mission
Marktfrau in Nairobi

Kenias Wirtschaft nimmt jetzt nach dem COVID-19-Schock wieder Fahrt auf, aber die Pandemie hat tiefe Spuren in der Haushalts- und Schuldenposition des Landes hinterlassen. Anfang des Jahres erzielten der IWF und die Behörden des Landes eine vorläufige Einigung über ein Programm zur Unterstützung der nächsten Phase der Reaktion des Landes auf die Gesundheitskrise.

IMF Country Focus sprach mit der Leiterin der IWF-Mission in Kenia, Mary Goodman, die erklärte, dass der Kredit zur Unterstützung der Reformpläne der Regierung und zur Deckung des Finanzierungsbedarfs verwendet werden würde.

Welche Auswirkungen hatte die COVID-19-Pandemie auf Kenia und seine Wirtschaft? Und wie hat das Land darauf reagiert?
Wie viele andere Länder auf der Welt wurde auch Kenia von dem COVID-19-Schock hart getroffen. Die Unterbrechung des weltweiten Handels- und Reiseverkehrs und die Eindämmungsmaßnahmen, die ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Virus zu begrenzen, führten dazu, dass die Wirtschaftstätigkeit in Kenia im zweiten Quartal 2020 stark zurückging.

Schulschließungen, Ausgangssperren und Einschränkungen bei öffentlichen Versammlungen veränderten das tägliche Leben. Einige verloren ihre Arbeit, während viele weitere den Druck durch Einkommensverluste spürten. Für die Schwächsten bedeutete dieser Druck eine echte Notlage.

Um die Wirtschaft angesichts dieses beispiellosen Schocks zu stützen, wurde die Einkommens- und Körperschaftssteuer sofort vorübergehend gesenkt, der Mehrwertsteuersatz vorübergehend von 16 auf 14 Prozent gesenkt und der Haushalt überarbeitet, um zusätzliche Ausgaben für das Gesundheitswesen und den sozialen Schutz zu ermöglichen.

Die kenianische Zentralbank half mit Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen, um das reibungslose Funktionieren des kenianischen Finanzsystems zu gewährleisten. Außerdem ermutigte sie die Banken, Kreditnehmern die Möglichkeit zu bieten, die Kreditrückzahlung zu verschieben. Die vorübergehende Abschaffung von Gebühren für mobile Geldtransaktionen reduzierte die Kosten für die Nutzer und förderte den Übergang vom physischen Austausch von Bargeld zu einem sichereren Zahlungsmittel.

Das Ergebnis: Der Schock war zwar groß, aber die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hielten sich in Grenzen. Im Jahresvergleich erholte sich das Produktionswachstum von -5,5 Prozent im zweiten Quartal 2020 auf -1,1 Prozent im dritten Quartal. Insgesamt dürfte das Wachstum im Jahr 2020 nahe der Nulllinie gelegen haben und im Jahr 2021 wieder stark anziehen.

Während die wirtschaftliche Aktivität anzieht, bleiben viele Herausforderungen bestehen. Die öffentliche Gesundheit ist immer noch unter Druck, da die Einführung der COVID-19-Impfstoffe gerade erst begonnen hat. Die höhere Armut hat die Fortschritte bei der Erreichung der kenianischen Entwicklungsziele zurückgeworfen. Kenias Haushalts- und Verschuldungslage hat sich ebenfalls verschlechtert, was die schon vor dem Schock bestehenden Schwierigkeiten noch verstärkt.

Der IWF leistete im Mai letzten Jahres Pandemie-Nothilfe. Warum wird jetzt, wo sich die Wirtschaft erholt, ein Programm des Fonds benötigt?
Im Mai stellte der IWF 739 Millionen Dollar in Form eines zinslosen Darlehens unter der Rapid Credit Facility zur Verfügung, um Kenia bei der Bewältigung des ersten Schocks zu helfen. Dies half, die Kosten für zusätzliche Ausgaben für Gesundheit, sozialen Schutz und die Beschleunigung von Zahlungen zur Stützung der Wirtschaft zu decken.

Das neue Programm mit dem IWF wird die nächste Phase der COVID-19-Reaktion der Regierung unterstützen. Durch die Kombination von Vereinbarungen unter der Erweiterten Fondsfazilität und der Erweiterten Kreditfazilität sieht es 2,4 Mrd. USD an kostengünstiger Finanzierung über die nächsten drei Jahre vor. Andere Entwicklungspartner werden ebenfalls erhebliche Beträge an konzessionärer Finanzierung bereitstellen. Ohne diese Hilfe müsste Kenia die Ausgaben für Investitionen und Sozialprogramme aggressiv kürzen, was eine dauerhafte und integrative Erholung erschweren würde.

Schlägt der IWF im Rahmen der neuen Kreditvereinbarung eine Haushaltskonsolidierung für Kenia vor?
Da die Pandemie weiterhin sowohl Leben als auch Lebensgrundlagen bedroht, sind die Behörden entschlossen, gefährdete Gruppen zu schützen und gleichzeitig die Voraussetzungen für eine starke Erholung zu schaffen. Das Programm ermöglicht die notwendigen Gesundheits-, Sozial- und Entwicklungsausgaben. Dies wird durch eine akkommodierende Geldpolitik ergänzt.

Das Programm unterstützt auch den Plan der Behörden zur mittelfristigen Haushaltskonsolidierung. Kenia ist stark schuldengefährdet, und eine Reduzierung des Haushaltsdefizits mit dem Abklingen des COVID-19-Schocks ist unerlässlich. Die Regierung hat bereits damit begonnen, einige der außerordentlichen Maßnahmen, die zu Beginn des Schocks eingeführt wurden, rückgängig zu machen. Dazu gehören die temporären Steuersenkungen, die Anfang 2021 ausliefen.

Das kürzlich veröffentlichte Budget Policy Statement 2021 gibt einen Überblick über Kenias Prioritäten und fiskalpolitische Ziele. Es sieht eine mehrjährige Anstrengung durch eine Kombination von Maßnahmen zur Mobilisierung von Einnahmen und zur Rationalisierung der Ausgaben vor, die das Haushaltsdefizit bis zum Fiskaljahr 2024/25 auf unter 4 Prozent des BIP senken soll. Dies wird die öffentliche Verschuldung im Verhältnis zum BIP reduzieren.

Die Auswirkungen der Haushaltskonsolidierung müssten durch effizientere Ausgaben abgemildert werden. Unterstützt durch eine transparente Mittelverwendung wird dies dazu beitragen, dass die Staatsausgaben in die Bereiche gelenkt werden, in denen sie am dringendsten benötigt werden. Außerdem werden dadurch Ressourcen für private Investitionen frei. Zusammen werden diese Schritte dazu beitragen, die Voraussetzungen für ein dauerhaftes und integratives Wachstum zu schaffen, das es Kenia ermöglichen sollte, schnell wieder Fortschritte bei seinen Entwicklungszielen zu machen. (IWF, Foto: 12019 / Pixabay)