Libyen: Tausende Migrant:innen nach fünftägigen Massenverhaftungen interniert

Libyen: Tausende Migrant:innen nach fünftägigen Massenverhaftungen interniert
Symbolfoto sick-street-photography/Pixabay
  • Mindestens 5.000 Menschen willkürlich festgenommen
  • Betroffene berichten von extremer körperlicher Gewalt
  • Frauen und Kinder werden unter freiem Himmel festgehalten

Die Zahl der Migrant:innen und Geflüchteten in Internierungslagern in Tripolis hat sich in den vergangenen fünf Tagen verdreifacht. Dies berichten Teams von Ärzte ohne Grenzen, die in drei Internierungslagern der libyschen Hauptstadt medizinische Versorgung anbieten. Zu dem drastischen Anstieg haben fünf Tage andauernde willkürliche Massenverhaftungen geführt, die seit dem 1. Oktober in Tripolis stattgefunden haben. Dabei wurden mindestens 5.000 Männer, Frauen und Kinder von Sicherheitskräften der Regierung festgenommen.

Bei den Razzien waren viele der Festgenommenen Berichten zufolge schwerer körperlicher Gewalt einschließlich sexueller Gewalt ausgesetzt. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurde ein junger Migrant getötet, mindestens fünf weitere erlitten Schussverletzungen.

Die Festgenommen wurden in staatliche Internierungslager gebracht und dort in Zellen gesperrt, die vielfach überbelegt sind. Die Menschen erhalten kaum sauberes Wasser, Nahrung oder Zugang zu Toiletten. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen gehen davon aus, dass viele Menschen angesichts der Gewalt bei den Razzien dringend medizinische Versorgung brauchen.

In den vergangenen beiden Tagen konnten die Teams zwei der Lager besuchen, in denen die Menschen festgehalten werden: Schara Zawija sowie Al-Mabani, auch bekannt unter dem Namen Ghout al-Sha’al.

Im Lager Schara Zawija, in dem normaler Weise 200 bis 250 Menschen untergebracht sind, sahen die Teams mehr als 550 Frauen und Kinder, darunter Schwangere und Neugeborene, in Zellen zusammengepfercht. In Al-Mabani sahen die Teams Hangars und Zellen, die so überfüllt waren, dass die Männer darin nur stehen konnten. Außerhalb der Zellen wurden Frauen und Kinder unter freiem Himmel festgehalten, ohne Schatten oder Unterstände. Einige Männer berichtete einem Team, dass sie seit drei Tagen nichts gegessen hätten. Frauen berichteten, sie hätten nur ein Stück Brot und eine Ecke Käse bekommen. Mehrere Männer waren bewusstlos und brauchten dringend medizinische Hilfe. (MSF)