Meinung: Ungleichheit im Senegal – Bevölkerung lebt in Armut – Präsident schenkt Afrikameistern satte Prämie und Grundstücke

Meinung: Ungleichheit im Senegal - Bevölkerung lebt in Armut - Präsident schenkt Afrikameistern satte Prämie und Grundstücke
© Macky Sall/twitter

Senegal befindet sich noch immer im Freudentaumel. Schließlich haben die Spieler des Senegals etwas Historisches erreicht. Die „Löwen“ haben zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Afrikacup, die kontinentale Fußballmeisterschaft, gewonnen. Der Senegal stand tagelang Kopf und feierte ausgiebig diesen Triumph, auf den die Nation so lange gewartet hatte. Als Dank für diesen „heiligen Erfolg“, wie es in den Medien des westafrikanischen Landes heißt, hat Staatspräsident Macky Sall allen Spielern und Teammitgliedern, rund 40 Personen, 50 Millionen CFA, umgerechnet 76 495 Euro, Siegprämie versprochen.

Die Spieler und das Team hinter dem Team können sich zudem über ein Grundstück von 200 Quadratmetern in der Hauptstadt Dakar freuen. Dem nicht genug: Auch hat Sall ihnen ein weiteres Grundstück von 500 Quadratmetern in der relativ neuen Stadt Diamniadio am Rande der Metropolregion Dakar geschenkt.

Dass Sportler, die Großes geschafft haben, ausgezeichnet und prämiert werden, ist gängige Praxis – weltweit. Zumal die Kicker des Senegals sich in die Geschichtsbücher eingetragen haben mit ihrem Sieg im Elfmeterschießen über Titelfavorit Ägypten.

Dennoch löst die durchaus als zu gönnerhaft eingestufte Entscheidung des Staatspräsidenten Sall auch massive Kritik unter Senegalesen aus. Genügt hätte es auch, wenn man ihnen nur die Geldprämie gegeben hätte, meinen einige. Andere, besonders jene, die Sall schon immer vorwerfen, nicht auf der Höhe der Zeit zu regieren, sagen sogar, dass ein nationaler Verdienstorden ausgereicht hätte. Arouna ist einer von den Sall-Kritikern: „Man darf nicht vergessen, dass wir ein armes Land sind und die meisten Spieler in europäischen Ligen spielen und daher sehr gut bezahlt sind. Wozu ihnen dann noch mehr Geld geben, während die Bevölkerung leidet“, sagt er.

Wieder andere werfen den bekanntesten Spielern unter den Löwen, wie Eduard Mendy, Sadio Mané oder Bouna Sarr, vor, nicht an die Belange der Nation zu denken. „Würden sie humanitär denken, würden sie die 50 Millionen CFA dem Staat spenden, der das Geld dringender benötigt als die Top-Verdiener unter den Löwen“, sagt Ibrahima Gueye. Und schiebt nach: „Viele Staatsbedienstete haben noch kein Gehalt für Januar auf ihrem Konto, und die Nationalspieler erhalten sofort 50 Millionen CFA, das ist doch paradoxal.“ Mittlerweile sprechen auch einige Medien und Politiker von einem Skandal nach dem Triumph.

Mehr als zwei Drittel der senegalesischen Bevölkerung leben in Armut. Auf dem aktuellen Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen nimmt die Republik Senegal Rang 168 von 189 Ländern ein.

Durch die Folgen der Corona-Pandemie hat sich das Wachstum auf geschätzte 1,3 Prozent im Jahr 2020 deutlich verlangsamt, wobei Dienstleistungen, wie Tourismus und Transport, und Exporte besonders stark betroffen sind. Die Wirtschaft wird von Kleinst- und Kleinunternehmern dominiert, Schätzungen zufolge arbeiten mehr als 90 Prozent der Unternehmen im informellen Sektor, schreibt etwa das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Für die Zusammenarbeit mit Senegal bewilligte das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) 2020 Mittel in Höhe von 178 Millionen Euro. (David Bieber)