Nachhaltige chirurgische Versorgung in Attat, Äthiopien – Humanitärer Preis an ärztliche Leiterin des Hospitals

Nachhaltige chirurgische Versorgung in Attat, Äthiopien - Humanitärer Preis an ärztliche Leiterin des Hospitals
Sr. Rita Schiffer untersucht eine Patientin. EKFS/Simone Utler

Der Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit ging in diesem Jahr an die Gynäkologin Sr. Rita Schiffer, Missionsärztliche Schwestern, Ärztliche Leiterin des  Attat Hospitals in Äthiopien für das Projekt „Nachhaltige chirurgische Versorgung in Attat“. Mit 100.000 Euro ist er einer der wichtigsten und höchstdotierten Preise im Bereich der medizinischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Preisverleihung der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) fand am 14. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und in Verbindung mit der 1. Internationalen Konferenz der  Klinikpartnerschaften in Berlin statt.

Weltweit müssen ca. 30 Prozent aller Erkrankungen operativ behandelt werden. Etwa fünf Milliarden Menschen, vor allem in ressourcenarmen Ländern, haben keinen Zugang zu chirurgischer Basisversorgung. Dr. Jochen Bitzer, zuständig für die humanitäre Förderung der EKFS, begründet die Wahl: „Mit der Vergabe unseres  humanitären Preises würdigen wir in diesem Jahr ein Projekt, das langfristig ausgelegt  ist. In einer ländlichen Region wird eine dauerhafte chirurgische Basisversorgung für  Notfälle im geburtshilflichen und gynäkologischen Bereich bereitgestellt.“ Nominiert  wurde das Projekt von Jugend Eine Welt.

Wichtige Anlaufstelle für die Menschen im ländlichen Äthiopien
Das Attat Hospital wurde 1969 von den Missionsärztlichen Schwestern gegründet. Das  Krankenhaus befindet sich 200 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba, im  Gurageland, eine der ärmsten Regionen Äthiopiens. Die Einrichtung ist eine wichtige  Anlaufstelle für die Menschen im ländlichen Äthiopien. Durchschnittlich finden 370  Personen am Tag ihren Weg in die Krankenhaus Ambulanz. Der Hauptgrund sind Probleme bei Schwangerschaften und Geburten, Infektionserkrankungen, Malaria  sowie akute Erkrankungen, die operative Eingriffe benötigen.

Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal
„Im Rahmen einer nachhaltigen chirurgischen Versorgung legen wir einen besonderen  Fokus auf die Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal“, erläutert Sr. Rita  Schiffer. Studierende von Krankenpflege- und Hebammenschulen und angehende  Ärztinnen und Ärzte absolvieren in Attat ihre praktische Ausbildung, um  notfallchirurgische und gynäkologische Eingriffe, inklusive Kaiserschnitte, durchführen  zu können. „Dieses Ausbildungsprogramm ist für die Erstversorgungskrankenhäuser in den ländlichen Regionen von enormer Bedeutung. Nur so kann Patientinnen und Patienten in entlegenen Gegenden eine langfristige notfallchirurgische Versorgung  garantiert werden“, betont Sr. Rita.

Geburtshilfe-Programme
Im Jahr 2021 wurden im Muttervorsorgeprogramm mehr als 4.400 Frauen betreut. Um die hohe Mutter-Kind-Sterblichkeit bei Geburten zu reduzieren, engagierte sich Sr. Rita  für die Unterbringung von Frauen aus entlegenen Dörfern sowie Frauen mit Risikoschwangerschaften in einem Haus (Maternity Waiting Home = MWH) auf dem  Krankenhausgelände. Bessere Überweisungsmöglichkeiten, die Einführung des MWHs  und die 24-stündige Bereitschaft zum Kaiserschnitt führten dazu, dass heute sowohl  Sterblichkeit als auch geburtsbedingte Komplikationen bei Neugeborenen und Mütter – wie z. B. Fistelbildung – weniger häufig auftreten. Die große Wirksamkeit des Hauses  für Risikomütter konnte über 30 Jahre dokumentiert werden, so dass die äthiopische  Regierung diese Maßnahme in den nationalen Gesundheitsplan übernahm. Daneben engagiert sich das Projekt im Rahmen eines integrativen Gesundheits- und Entwicklungsprogramms in den umliegenden Dörfern.

Zukünftige Ziele des Projekts
Das Preisgeld der EKFS soll für die Finanzierung von Aus- und Weiterbildungen verwendet werden sowie für eine Lohnsteigerung der 200 Angestellten, da die  momentane Inflationsrate im Land ein normales Auskommen unmöglich macht. Zudem sollen Medikamente und OP-Ausstattungen angeschafft werden.

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