Rassistische Gewalt in Sachsen: Nigerianer in Erstaufnahmeeinrichtung von Security-Personal verprügelt

Rassistische Gewalt in Sachsen: Nigerianer in Erstaufnahmeeinrichtung von Security-Personal verprügelt
Osaro O. kurz nach dem Angriff mit deutlichen Verletzungen. Foto: privat

Am Abend des 30. Mai gab es einen gewalttätigen Übergriff des Sicherheitsdienstes in der Aufnahmeeinrichtung Dölzig bei Leipzig. Mehrere Mitarbeiter hielten Osaro O. fest, und eine Person schlug wiederholt auf ihn ein, sodass dieser in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Dort wurden ein Augenhöhlenbruch und die Verletzung des Augapfels festgestellt.

„Sie wussten was sie taten. Das waren Rassisten“, erklärt der sichtlich von der Tat gezeichnete Osaro O., der aus Nigeria nach Sachsen flüchtete. Nachdem er am Abend die reguläre Einlasskontrolle passieren will, reagiert der Metalldetektor. Er wird aufgefordert seine Taschen zu leeren. „Dann habe ich mein Handy, mein Portemonnaie aus den Hosentaschen geholt und auf einen Tisch gelegt. Doch der Detektor reagierte erneut.“ Bevor er anschließend erklären kann, dass wahrscheinlich sein Gürtel der Auslöser ist, wird er vom Sicherheitsdienst fixiert. „Zwei Personen haben meine Arme hinter meinen Rücken gedrückt und zwei andere meine Beine festgehalten. Eine weitere Person begann mir ins Gesicht zu schlagen. Es geschah aus dem Nichts.“

Tatsächlich war im Camp zur Tatzeit ein Subunternehmen des eigentlichen Sicherheitsdienstes tätig. „Andere Personen der Security haben sich ein paar Tage später entschuldigt, aber was bringt mir das jetzt? Ich bin ein friedlicher Mensch und wurde komplett ohne Grund zusammengeschlagen“, berichtet Osaro O. weiter, der auch bereits mehrfach zuvor Opfer von Racial Profiling durch die Leipziger Polizei wurde. Bei Ausweiskontrollen hätten ihn beispielsweise Beamt:innen ohne erkennbaren Grund gegen die Wand gedrückt.

„Was schwarze Menschen hier nach der Flucht durchmachen, kann niemand verstehen. Auch von anderen Geflüchteten werden wir diskriminiert. Dabei will ich nichts außer dieses Heim verlassen, auf sämtliche Hilfe des Staates verzichten und eine Arbeitsgenehmigung bekommen.“ Doch die Chance auf ein eigenständiges Leben wird ihm bislang verwehrt, und der Asylantrag wurde abgelehnt.

Die Erstaufnahmeeinrichtung ist seit Jahren Ziel der Kritik von verschiedenen Hilfsorganisationen und den Bewohner:innen selbst.[1] Zu voll, zu isoliert vom gesellschaftlichen Leben, und auch die Qualität des Essens wurde immer wieder angeprangert. Besonders für Familien scheint die Unterbringung absolut ungeeignet. Doch auch Einzelpersonen berichten immer wieder von massiven Problemen im Lageralltag, fast täglich soll es zu Gewalt kommen.

Die Polizei soll bereits gegen die Angreifenden ermitteln, auch der RAA ist aktiv und unterstützt Osaro O. „Wir fordern, dass die Behörden auch Rassismus als Tatmotiv prüfen, dass das Verhalten der Sicherheitskräfte strafrechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Außerdem muss Osaro O. direkte Chance auf einen Transfer in eine andere Unterkunft erhalten. Der Vorfall beweist, dass staatliche Aufgaben wie die Beherbergung von Asylsuchenden nicht einfach an private Sicherheitsbetriebe ausgelagert werden können“, so Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat. Der Verein setzt sich generell für eine dezentrale Unterbringung Schutzsuchender ein. (Sächsischer Flüchtlingsrat)

[1] Offener Brief der Black Community aus der EAE Dölzig an die Landesdirektion .