Ruanda: Waisen des Völkermords müssen Hotel für Asylbewerber:innen räumen

Ruanda: Waisen des Völkermords müssen Hotel für Asylbewerber:innen räumenIn Ruanda mussten rund 20 Studenten, die ihre Familien während des Völkermords an den Tutsi verloren hatten, ein Hotel in Kigali verlassen, um Platz für Asylbewerber:innen zu machen, die in Kürze aus dem Vereinigten Königreich eintreffen sollen, berichtet der französische Sender RFI.

Das Hope Hostel war ursprünglich 2014 dank Spenden aus der ruandischen Diaspora eröffnet worden, um bedürftige Genozidwaisen aufzunehmen. Derzeit wird es renoviert, um die Ankunft der Migranten vorzubereiten. Die RFI-Korrespondentin in Kigali, Laure Broulard, traf sich mit einem der ehemaligen Bewohner des Hotels, der sich nun um seine Zukunft sorgt.

Der junge Mann möchte anonym aussagen. Vor einigen Wochen musste er das Hope Hostel verlassen, einen Ort, den er als sein Zuhause betrachtete. Er berichtet, dass er rund 1.000 Euro als Unterstützung erhalten habe, um ein neues Leben zu beginnen.

„Einige von uns sind noch Studenten. Das Hotel gab uns die Möglichkeit, während unseres Studiums ein Dach über dem Kopf zu haben. Das Geld, das sie uns gegeben haben, wird nicht ausreichen, um uns länger als ein Jahr am Leben zu erhalten, wenn man die Lebensmittel, die wir kaufen müssen, und alles andere mitrechnet“, betont er.

Jetzt macht er sich daher große Sorgen um seine Zukunft: „Wir haben kein Haus, wir haben keine Familie. Die einzige Lösung, die für uns in Frage käme, wäre also, dass man für uns Wohnungen baut. Sonst laufen wir Gefahr, wieder ins Elend zurückzufallen“.

Die Behörden sind ihrerseits der Ansicht, dass die Studierenden alt genug sind, um anzufangen, sich selbst zu versorgen. „Wir haben niemanden vertrieben. Wir haben ihnen gesagt, das Programm ändert sich hier. Es gibt Leute, die hier wohnen werden. Wir haben ihnen Fristen angeboten, um sich vorzubereiten, aber wir haben niemanden vertrieben“, erklärte Alain Mukuralinda, stellvertretender Regierungssprecher.

Seit 2014 hat das Hope Hostel fast 200 Waisen des Völkermords aufgenommen, doch zuletzt lebten nur noch etwa 20 von ihnen dort. Die Vereinigung der Studenten, die den Völkermord überlebt haben, die die Einrichtung betreibt, versichert, dass die Gewinne aus der Aufnahme von Migranten allen Mitgliedern der Organisation zugutekommen werden.