Senegal: Minister Müller und Institut Pasteur geben Startschuss zum Aufbau einer Corona- Impfstoffproduktion in Afrika

Senegal: Minister Müller und Institut Pasteur geben Startschuss zum Aufbau einer Corona- Impfstoffproduktion in Afrika
Foto: Institut Pasteur, Dakar

Dakar, 18.06. – Senegal ist eines der wenigen Länder auf dem afrikanischen Kontinent, das über einen von der WHO zertifizierten Impfstoffproduzenten verfügt. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat gestern das Institut Pasteur de Dakar besucht, um Gespräche über eine künftige Produktion von Corona Impfstoffen zu führen.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller erklärte: „Die COVID-Bedrohung in Afrika steigt. Derzeit steigen die Neuinfektionszahlen pro Woche um 20 Prozent. Die Delta-Variante hat 14 afrikanische Länder erreicht. Aber erst 35 Millionen Menschen haben auf dem ganzen Kontinent eine erste Impfung erhalten. Notwendig ist eine Impfstoffoffensive in Afrika, um 30 Prozent der Menschen bis Ende des Jahres zu impfen. Dafür ist eine Verzehnfachung der Anstrengungen erforderlich.

Denn das Virus ist nicht in einigen Monaten vorbei. Wir brauchen dringend Impfstoff ‚Made in Africa‘. Ich bin überzeugt: Afrika braucht eine eigene Impfstoffproduktion, um die Bedrohung zu bekämpfen.

Das Institut Pasteur im Senegal hat ein überzeugendes Konzept zum Aufbau einer eigenen afrikanischen Impfstoffproduktion gegen COVID-19 in Lizenzproduktion vorgelegt. Das Institut hat Weltruf und stellt bereits Impfstoffe gegen Geldfieber und Corona-Tests her.

Jetzt gibt es erstmals die realistische Chance des Aufbaus eigener Produktionsstrukturen. Das Konzept sieht in der ersten Phase die Abfüllung von Impfstoffen ab April 2022 vor, parallel dazu den Aufbau einer Produktionsanlage für COVID-Impfstoffe. Das wäre eine Initialzündung im Kampf gegen die Pandemie in Afrika. Das Konzept und das Institut haben mich überzeugt. Wir sollten alle Anstrengungen bündeln, die afrikanische Impfstoffproduktion über ein internationales Konsortium schnell zu realisieren, an denen sich auch weitere EU-Staaten beteiligen. Deutschland geht mit einer Anschubfinanzierung von 20 Millionen. Euro voran, die ich Wirtschaftsminister Hott zugesagt habe.“

Das Institut Pasteur de Dakar (IPD) in Senegal ist eines der wenigen Einrichtungen in Afrika, die bereits einen WHO-zertifizierten Impfstoff produzieren.

Das IPD hat im Auftrag des senegalesischen Präsidenten ein Konzept entwickelt, um Produktionskapazitäten zur Herstellung eines Covid-19-Impfstoffs aufzubauen. Die Zusammenarbeit Deutschlands mit dem IPD ist bereits eng. Seit letztem Jahr unterstützt Deutschland die Entwicklung und Produktion von Covid-19-Schnelltests, die das IPD zusammen mit dem Sozialunternehmen Diatropix in Kürze auf den Markt bringen wird. Aktuell befinden sich die Schnelltests in der Zulassungsphase. Danach könnten eine Million bereits produzierte Antigentests und weitere 660.000 Antikörpertests zu einem Stückpreis von 1 Euro auf den Markt gehen. (BMZ)

Zur finanziellen Unterstützung des senegalesischen Institut Pasteur zur Impfstoffproduktion in Afrika erklärt der Mitreisende FDP-Politiker und entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Dr. Christoph Hoffmann:

„Es ist der richtige Schritt, dass Deutschland hilft, eine Impfstoffproduktion in Afrika aufzubauen. Das deutsche Geschenk von 20 Millionen, bei 250 Millionen Euro Gesamtkosten, reicht jedoch nur für einen Anfang. Die gesamte Finanzierung ist noch unklar. Wenn die Impfstoffproduktion laufen soll, müssen weitere Geber oder Teilhaber einsteigen. Das Projekt muss intensiv begleitet werden, damit wie angekündigt, im April die Produktion im Pasteur Institut Dakar läuft.

Fast alle Pharmaprodukte in Afrika werden exportiert. Das Problem für eine dortige Produktion ist nicht der Mangel an Fachkräften. Es gibt inzwischen sehr viele gut ausgebildete Techniker und Pharmazeuten, die vielmals in Europa – mangels Arbeitsplätze in Afrika, arbeiten müssen. Das muss sich ändern.

Das Institut Pasteur stellt seit 1966 Impfstoff gegen Gelbfieber her und gehört zu einem von vier Produktionsstätten auf der ganzen Welt. Auch diese Produktion reicht für den weltweiten Bedarf nicht aus. Es ist verwunderlich, dass man hier die Kapazitäten nicht aufgestockt. Die Produktion ist weitgehend in öffentlicher Hand und wird über die WHO weltweit verteilt. Warum dieser Impfstoff nicht auch von privaten Unternehmen produziert wird, ist mir ein Rätsel. Das könnte den Engpass lösen.

Das Unternehmen DoPharma in Togo hingegen produziert Paracetamol und Infusionslösungen und braucht für eine mögliche Erweiterung etwa 10 Millionen Euro. Allerdings erschien dem Inhaber ein Zinssatz von 7 % zu viel, was angesichts des Risikos aber durchaus übliche Zinssätze sind.“