Sudan-Krise: Kinder sind gezwungen zu arbeiten und Mahlzeiten auszulassen

Sudan-Krise: Kinder sind gezwungen zu arbeiten und Mahlzeiten auszulassen
Moayad, 12, mit seiner Familie in ihrem Zuhause in Khartoum, Sudan ©Save the Children

Die wirtschaftliche und humanitäre Krise im Sudan verschlimmert sich und hat schwere Folgen für Kinder und ihre Familien. „Jeden Tag nach der Schule gehe ich auf den Markt, um Süßigkeiten zu verkaufen“, sagt der 14-jährige Montaser. „Nach der Arbeit komme ich erst um 22 Uhr nach Hause. Ich habe keine Zeit für etwas anderes als für die Arbeit und die Schule. Ich spiele nie.“

Montaser ist einer von vielen im Sudan, der gezwungen ist, nach der Schule bis in den späten Abend zu arbeiten, um seine Familie zu unterstützen. In der Regel verdient er dabei umgerechnet nicht mehr als 3 US-Dollar am Tag, die er seiner Mutter Ihasan gibt, um die Familie zu ernähren.

Aufgrund wirtschaftlicher und politischer Spannungen ist die Zahl der Hungernden im Sudan weiter gestiegen, und in diesem Jahr werden im Vergleich zu 2020 zusätzlich 50.000 Kinder an akuter Unterernährung leiden. Zudem schätzen die humanitären Partner der Vereinten Nationen, dass im Jahr 2022 etwa 14,3 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen werden – so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr und 800.000 mehr als in diesem Jahr. Die Zahl entspricht 30 Prozent der Bevölkerung.

„Im kommenden Jahr werden fast 10 Millionen Menschen im Sudan täglich darum kämpfen müssen, genug zu essen zu haben, darunter mehr als 5 Millionen Kinder. Die Lage ist kritisch“, sagt der Landesdirektor von Save the Children im Sudan, Arshad Malik. „Familien wie die von Montaser brauchen mehr und bessere Sozialschutzprogramme, um Essen auf den Tisch zu bekommen sowie eine gute Ausbildung und eine sichere Arbeit für die Eltern.“

Montaser und seine Familie leben in der sudanesischen Hauptstadt Khartum, wo sie vor 23 Jahren auf der Suche nach einem besseren Leben hingezogen sind. Doch seit dem Tod von Montasers Vater vor sieben Jahren und dem Ausbruch der Finanzkrise ist ihr Leben immer schwieriger geworden.

Ihasan und ihre älteste Tochter Ibtihaj versuchen so viele Gelegenheitsjobs wie möglich zu bekommen, um Essen auf den Tisch zu bringen, damit ihre Kinder überleben können. Oft können sie sich das aber nur einmal am Tag leisten. Kaffee, Tee und andere Waren sind bereits unbezahlbare Luxusgüter.

„Das Wichtigste für mich ist, dass ich meine Kinder ernähren kann und dass sie ihre Ausbildung fortsetzen können“, sagt Ihasan. „Oft haben wir nur eine Mahlzeit pro Tag, entweder Mittag- oder Abendessen, je nachdem, wie der Tag gelaufen ist. Wir kommen gerade so über die Runden.“

Montaser und sein jüngerer Bruder Moayad erhalten Schulmahlzeiten im Rahmen eines von Save the Children unterstützten und vom Welternährungsprogramm (WFP) finanzierten Programms. Die Mahlzeit ermöglicht es ihnen, morgens zur Schule zu gehen, anstatt den ganzen Tag zu arbeiten, und hilft ihnen, sich auf das Lernen zu konzentrieren.

„Das Schulspeisungsprogramm ist für meine beiden Brüder sehr hilfreich“, sagt Ibtihaj. „Die Auswirkungen der Inflation der letzten zwei Jahre sind sehr hart. Wir kommen zurecht, indem wir weniger Sachen kaufen. Wir kaufen nur die billigsten Dinge. Wir haben auch Schwierigkeiten, Holzkohle zu kaufen, weil sie teuer ist.“

Save the Children arbeitet mit dem WFP und der sudanesischen Regierung zusammen, um Schulmahlzeiten an Kinder im ganzen Sudan zu verteilen. Schulspeisungsprogramme spielen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung künftiger Generationen und den Abbau von Ungleichheiten, indem sie den Zugang zu Bildung erleichtern und den Wiederaufbau nach der COVID-19-Pandemie fördern.

„Wir fordern die sudanesische Regierung dringend auf, mehr Sozialschutzprogramme bereitzustellen, damit bedürftige Familien im neuen Jahr wieder auf die Beine kommen, und wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, diese Programme finanziell zu unterstützen“, fügt Malik von Save the Children hinzu. „Programme für die Bedürftigsten im Land, wie das Familienunterstützungsprogramm, welches derzeit ausgesetzt ist, müssen dringend wieder aufgenommen werden.“

Save the Children im Sudan führt in 10 von 18 Staaten humanitäre und Entwicklungsprogramme in den Bereichen Bildung, Kinderschutz, Kinderrechte, Gesundheit und Ernährung durch, schafft Zugang zu Wasser und stellt sanitäre Einrichtungen und Unterkünfte bereit. (Save the Children)