![*Volker Seitz: Afrikanische Staaten werfen französische Truppen raus](https://www.africa-live.de/wp-content/uploads/2025/01/Macron-merci.jpg)
Während viele Franzosen immer noch glauben, sie könnten die Weltpolitik militärisch mitgestalten, sind sie zutiefst verletzt über die „Undankbarkeit“ der Regierungen in ihren Ex-Kolonien.
Frankreich hatte auch nach dem Ende seiner Kolonialherrschaft Militärstützpunkte in Afrika. West- und Zentralafrika ist eine extrem fragile Region, wo die Franzosen für ihre jahrzehntelange Arroganz zahlen müssen. Während viele Franzosen immer noch glauben, sie könnten die Weltpolitik militärisch mitgestalten, sind sie zutiefst verletzt über die „Undankbarkeit“ der Regierungen in ihren Ex-Kolonien.
Die gute Seite ist, dass einige der Länder ihre Zukunft in die eigenen Hände nehmen wollen. Weder Frankreichs Unterstützung noch Einfluss ist mehr gewünscht. Die Regierungen fühlen sich von Frankreich ebenso alleingelassen wie die Bevölkerungen der betroffenen Länder. Dies war ein wichtiger Grund für den Bruch mit Frankreich. Einige Regierungen versuchen es jetzt mit einer Sicherheitspartnerschaft mit Russland. Auch die Türkei bietet sich als Partner für militärische und Sicherheitsfragen an.
Eine zornige Erklärung von Emmanuel Macron hat auf dem Kontinent für Kontroversen gesorgt. Die Afrikaner, allen voran der tschadische Präsident Mahamat Idriss Déby Itno, antworteten am Dienstag, den 7. Januar, auf die Äußerungen des Staatschefs, die er am Vortag in einer Rede vor den in Paris versammelten französischen Botschaftern gemacht hatte. Für Macron hatten die afrikanischen Führer „vergessen, sich bei uns zu bedanken“, als Frankreich 2013 auf ursprüngliche Bitte Malis „zu Recht“ in der Sahelzone militärisch gegen dschihadistische Kämpfer eingriff. „Das ist nicht schlimm, das kommt mit der Zeit“, ärgerte sich der französische Staatschef mit falscher Ironie. Ohne diese Antiterroroperationen würde „keiner von ihnen“ ein souveränes Land führen, urteilte er und sprach von „Undankbarkeit“ seitens seiner Amtskollegen in der Sahelzone. Nach den neun afrikanischen Ländern, die französische Militärstützpunkte auf dem Kontinent beherbergten, werden es in naher Zukunft nur noch zwei sein, Gabun und Dschibuti.
Massiv geschrumpfter Einfluss in Afrika
Denn nachdem die französischen Streitkräfte die Zentralafrikanische Republik, Mali, Burkina Faso und Niger verlassen haben, kündigten der Tschad und der Senegal im November letzten Jahres an, dass sie sie aus ihren Ländern abziehen lassen wollen.
Ihnen wird die Côte d’Ivoire folgen. Präsident Alassane Ouattara hat in seiner Neujahrsansprache den Abzug der französischen Truppen aus dem Land angekündigt. Der Rückzug werde noch im Januar beginnen. Die ivorische Armee sei modernisiert. Der Standort des französischen Marineinfanterie-Bataillons von Port Bouet werde daher den Truppen der Côte d’Ivoire übergeben. Bisher waren noch etwa 1000 französischen Soldaten stationiert.
Ouattara war bislang ein vermeintlicher Verbündeter der ehemaligen Kolonialmacht (Er ist mit einer Französin verheiratet und ist mit Jean-Christophe Mitterand, Sohn des ehemaligen Präsidenten befreundet.) Offenbar haben die Wahlen im Oktober eine Rolle bei der Entscheidung gespielt. Allerdings hat er Militärabkommen nicht gekündigt, was eine weitere Kooperation möglich macht.
Während Teile des französischen Staatsapparats immer noch nicht den massiv geschrumpften Einfluss in Afrika wahrhaben wollen, ist die Schließung der kostspieligen Militärbasen für das kriselnde, hoch verschuldete Frankreich aber auch eine gute Nachricht. (Quelle: achgut.com, mit frdl. Genehmigung des Autors *Volker Seitz, Botschafter a.D. und Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“, dtv, 2021 (11. aktualisierte Auflage).