Afrika lässt nicht mehr locker: Schärfere Töne zur humanitären Gaza-Tragödie

Afrika lässt nicht mehr locker: Schärfere Töne zur humanitären Gaza-Tragödie
Tunesiens Präsident Kaïs Saïed (KI-Bild)

Der tunesische Präsident Kaïs Saïed hat am Dienstag im Karthago-Palast eine eindringliche Rede gehalten – anlässlich des Besuchs von Massad Boulos, dem ranghohen Berater des früheren US-Präsidenten Donald Trump für den Nahen Osten, die arabische Welt und Afrika. Darin verurteilte er scharf das Schweigen und die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft angesichts des Leids des palästinensischen Volkes, insbesondere im Gazastreifen.

„Die internationale Legitimität zerfällt Tag für Tag“, erklärte der tunesische Staatschef eindringlich und verwies auf eine beispiellose humanitäre Krise in dem palästinensischen Küstengebiet. Unterstützt durch „schockierende“ Bilder unterernährter und durstiger palästinensischer Kinder sprach er von „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Für Kaïs Saïed handelt es sich bei dem aktuellen Krieg um einen „Vernichtungskrieg“, der von der „zionistischen Entität“ geführt werde, mit dem Ziel, den Widerstand des palästinensischen Volkes zu brechen. „Aber freie Völker werden niemals kapitulieren“, sagte er und forderte einen weltweiten moralischen Aufschrei.

Forderung nach voller Anerkennung eines palästinensischen Staates
In seiner Erklärung bekräftigte der tunesische Präsident seine uneingeschränkte Unterstützung für die palästinensische Sache und forderte die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Er erinnerte daran, dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein grundlegendes Prinzip des Völkerrechts sei – bereits seit der Konferenz von Versailles. „Es ist an der Zeit, dass die Menschheit endlich aufwacht und die Verbrechen in Palästina beendet“, mahnte er und forderte die internationale Gemeinschaft auf, „mutige Entscheidungen“ zu treffen, um die Grundrechte des palästinensischen Volkes zu schützen.

Afrika zeigt wachsende Empörung
Tunesien steht mit seiner Haltung auf dem Kontinent nicht allein. Mehrere afrikanische Länder haben sich klar positioniert, die Gewalt verurteilt und ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk bekundet. Südafrika zählt zu den lautesten Kritikern der israelischen Aktionen in Gaza. Die südafrikanische Regierung hat den Internationalen Gerichtshof (IGH) angerufen, um mögliche Völkermordhandlungen in Gaza untersuchen zu lassen. Zudem hat Pretoria seine diplomatischen Beziehungen zu Israel ausgesetzt und die israelische Militäroperation als „illegale kollektive Bestrafung“ bezeichnet.

Südafrika: eine klare und konsequente Haltung
Auch Namibia hat die Ereignisse im Gazastreifen klar als „laufenden Völkermord“ verurteilt. Präsident Hage Geingob forderte die internationale Gemeinschaft auf, nicht länger wegzuschauen, und warf Israel vor, das humanitäre Völkerrecht zu verletzen. Nigeria wählte einen diplomatischeren Ansatz und rief zu einem sofortigen Waffenstillstand sowie zur Wiederaufnahme von Verhandlungen für eine Zwei-Staaten-Lösung auf. Das nigerianische Außenministerium betonte die Notwendigkeit, die Gewalt zu beenden und die Menschenrechte zu achten.

Kenia und Senegal forderten alle Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf und verurteilten die Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur. Beide Länder betonen die Dringlichkeit humanitärer Hilfe für Gaza und unterstützen die Schaffung eines palästinensischen Staates im Rahmen eines umfassenden Friedensprozesses.

So unterschiedlich die Ansätze auch sein mögen – ob durch ausdrückliche Verurteilung, diplomatische Vermittlung oder Aussetzung von Beziehungen –, eines ist deutlich: Die Mehrheit der afrikanischen Staaten zeigt tiefe Solidarität mit dem palästinensischen Volk. (Quelle: afrik.com)