
Konflikt und Kürzungen von Hilfsgeldern verschärfen die humanitäre Krise: Fast sechs Millionen Menschen, nahezu die Hälfte der Bevölkerung des Südsudan, leiden unter akutem Hunger und haben kaum Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Einrichtungen. Es werden immer mehr Fälle von Cholera, akuter wässriger Diarrhö und Hepatitis E gemeldet. 450 Krankenhäuser oder Gesundheitsstationen, das sind rund 35 Prozent aller Gesundheitseinrichtungen, wurden geschlossen oder sind stark beeinträchtigt. Gleichzeitig lassen aktuelle Finanzierungskürzungen überlebenswichtige humanitäre Unterstützung wegbrechen.
In diesem Jahr hat der Südsudan so wenig finanzielle Unterstützung von Geberländern erhalten wie noch nie seit der Gründung des Staates im Jahr 2011. Kurz vor Jahresende ist der humanitäre Not- und Hilfsplan für 2025 in Höhe von 1,7 Milliarden US-Dollar zu weniger als 41 Prozent finanziert. „Diese Kürzungen sind katastrophal für die Millionen Menschen, die bereits mit extremem Hunger und Krankheiten zu kämpfen haben“, sagt Shabnam Baloch, Oxfams Landesdirektorin im Südsudan.
Mehr als zwei Millionen Menschen vertrieben
Aufgrund der fehlenden Finanzierung sind Hilfsorganisationen gezwungen, ihre Unterstützung drastisch zu reduzieren, während gleichzeitig die Zahl der Menschen, die Hilfe benötigen, stark gestiegen ist. Mehr als zwei Millionen Menschen sind derzeit aufgrund von Konflikten im ganzen Land und weit verbreiteten Überschwemmungen vertrieben. Zusätzlich sind über eine Million Menschen vor dem Bürgerkrieg aus dem benachbarten Sudan geflohen.
In Renk, einer der am dichtesten besiedelten Städte des Landes, kommen täglich bis zu 1000 Menschen in Transitzentren an. In diesen Zentren müssen sich rein rechnerisch 433 Menschen einen Wasserhahn teilen. In Renk ist Oxfam gezwungen, seine Arbeit in den kommenden vier Wochen um 70 Prozent zu reduzieren. Sollte bis Februar keine neue Finanzierung gesichert werden, muss Oxfam seine Aktivitäten dort komplett einstellen.
Frauen und Mädchen besonders gefährdet
Die drastischen Kürzungen der humanitären Unterstützung führen zu größerer Vulnerabilität und erhöhten Risiken für Frauen und Mädchen. „Wenn sie keine Hilfe erhalten, bleibt vielen Familien nur noch der Rückgriff auf gefährliche Überlebensstrategien“, sagt Landesdirektorin Baloch. „Dazu zählen schlimme Folgen wie Kinderheirat oder dass Frauen und Mädchen in gefährliche Gebiete gehen müssen, um Brennholz und andere Ressourcen zu sammeln, mit dem Risiko, dort sexualisierter Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt zu sein. Angesichts der Lage im Sudan und ihrer unmittelbaren Folgen für den Südsudan ist klar: Wird die lebenswichtige Hilfe nicht unverzüglich wieder aufgenommen, sind Millionen Menschen von Hunger und einer schnellen Ausbreitung schwerer Krankheiten bedroht.” (OXFAM)