Von Kriegsgebieten in griechische Haft: Afrikanische Migranten stoßen auf „Invasions“-Maßnahmen

Von Kriegsgebieten in griechische Haft: Afrikanische Migranten stoßen auf „Invasions“-Maßnahmen

Griechenland steht vor einer sich zuspitzenden Migrationskrise, die der neue Migrationsminister Thanos Plevris als „nationalen Notstand“ bezeichnet hat. Tausende Menschen, viele davon aus vom Krieg zerrissenen afrikanischen Ländern, landen an den Stränden des Landes. Die griechische Regierung reagiert mit verschärften Maßnahmen – was Fragen zum Umgang mit Schutzsuchenden aufwirft.

Minister Plevris verwendete Begriffe wie „Invasion“, um den Anstieg der Ankünfte zu beschreiben, und stellte klar: „Jeder, der kommt, wird festgenommen und zurückgeschickt.“

Diese harte Linie hat bereits zu einschneidenden Änderungen in Politik und Praxis geführt. Menschen werden inhaftiert, ohne die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen – selbst solche, die vor Konflikten wie in Sudan fliehen.

Am deutlichsten zeigt sich die Härte dieser Maßnahmen im Internierungslager Ayia, das in einem alten Messezentrum untergebracht ist.

Wie die BBC berichtet, sind die Zustände dort besonders während des heißen griechischen Sommers katastrophal. Die Menschen drängen sich halbnackt um wenige Außenzapfstellen. Es gibt keine funktionierenden Duschen und nur schmutzige Decken zum Schlafen.

Viele Migranten trauen sich nicht zu sprechen, da ihnen die Wachen verboten haben, mit Außenstehenden zu kommunizieren. Kartons mit gespendeter Kleidung und Spielzeug bleiben ungeöffnet, weil die Behörden befürchten, ihre Verteilung könnte zu Konflikten führen.

Afrikanische und asiatische Migranten weichen auf Griechenland aus
Ein Großteil der aufgegriffenen Menschen stammt aus Ägypten, Bangladesch, Jemen und Sudan – afrikanische Migranten machen einen erheblichen Anteil der Neuankömmlinge aus.

An nur einem Wochenende landeten 900 Menschen aus Libyen auf der griechischen Insel Kreta – die ohnehin überlasteten Dienste geraten zunehmend unter Druck.

Zwischen Januar und Ende Juni kamen mehr als 7.000 irreguläre Migranten auf Kreta an – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex reisten im selben Zeitraum etwa 20.000 Migranten über die östliche Mittelmeerroute nach Griechenland. Der Seeweg von Libyen nach Kreta ist derzeit die meistgenutzte Route.

Diese Verlagerung nach Kreta folgte auf ein umstrittenes Abkommen zwischen Italien und Libyen, das die Rückführung von Migranten auf See vorsieht – ein Abkommen, das wegen Libyens Menschenrechtslage stark kritisiert wird. Griechenland hat seither mit eigenen Maßnahmen nachgezogen.

Im Juli erklärte Premierminister Kyriakos Mitsotakis: „Der Weg nach Griechenland schließt sich.“ Jeder, der illegal ins Land komme, werde verhaftet.

Einzelschicksale im Schatten der Politik
Die Folgen dieser Politik sind drastisch. Einer der Betroffenen ist Mustafa, ein 20-jähriger Sudanese, der vor den gewaltsamen Konflikten in seiner Heimat floh und nun in Griechenland inhaftiert ist.

In Sprachnachrichten und Texten schilderte er der BBC seine gefährliche Reise: monatelange Qualen in Libyen, zwei Tage auf einem überfüllten Plastikboot mit 38 Personen – und schließlich die Festnahme in Griechenland.

„Wir leben hier wie im Gefängnis“, berichtet Mustafa. „Sie lassen uns nicht raus. Wir haben keine Kleidung, keine Schuhe. Unsere Lage ist sehr schlecht.“

„Ich bin wegen des Kriegs aus dem Sudan geflohen. Ich kann nicht zurück. Ich suche Schutz – deshalb bin ich hier. Jetzt wissen wir nicht, was mit uns passieren wird.“

Griechenland hat inzwischen auch das Recht auf Asyl für viele Menschen ausgesetzt. Wer abgelehnt wird, kommt ins Gefängnis oder wird elektronisch überwacht – Teil einer umfassenden Abschottungspolitik. (Quelle: Newsletter Businessinsider)