
Afrika gehört zu den Regionen der Welt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, und kämpft gleichzeitig mit einer stetig wachsenden Schuldenlast. Ein neuer HBS-Policy Brief analysiert, wie sich Schulden und Klimavulnerabilität gegenseitig verstärken. Er enthält einen Vorschlag, Schuldenerlass mit Klima- und Entwicklungszielen zu verknüpfen, um afrikanischen Ländern zu helfen, der Schulden-Klima-Falle zu entkommen und die Voraussetzungen für ein nachhaltigeres und gerechteres globales Finanzsystem zu schaffen.
Afrika steht an vorderster Front zweier sich überschneidender Krisen: zunehmende Schuldenprobleme und eskalierende Klimakatastrophen. Die öffentliche Auslandsverschuldung hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht, wobei die Schulden gegenüber privaten Anleihegläubigern besonders stark gestiegen sind. Diese Belastung wurde durch den Anstieg der globalen Kreditkosten und den anhaltenden Wertverlust afrikanischer Währungen gegenüber dem US-Dollar noch verschärft.
Im neuen Policy Brief, veröffentlicht vom Projekt „Debt Relief for a Green and Inclusive Recovery“ (DRGR), zeigen Alex Dryden und Ulrich Volz, wie sich die Schuldenlast Afrikas und seine Anfälligkeit für den Klimawandel gegenseitig verstärken. Viele Volkswirtschaften des Kontinents gehören zu den am stärksten vom Klima bedrohten weltweit, erhalten aber nur einen Bruchteil der benötigten Finanzmittel für Anpassungsmaßnahmen. Besonders alarmierend: Subsahara-Afrika gibt mittlerweile mehr für den Schuldendienst aus als es an Klimafinanzierung erhält. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, fordern wir, die Schuldenbehandlung mit Klima- und Entwicklungszielen zu verknüpfen – kombiniert mit Reformen der Schuldentragfähigkeitsanalyse des IWF und einer Ausweitung der Liquiditätshilfen.
Verschuldung hat sich verdreifacht – fiskalischer Spielraum ist zusammengeschrumpft In den letzten 15 Jahren hat sich die Auslandsverschuldung Afrikas mehr als verdreifacht: von rund 200 Milliarden US-Dollar (2008) auf über 700 Milliarden US-Dollar (2023). Ein Großteil dieses Anstiegs geht auf die Kreditaufnahme bei privaten Anleihegläubigern zurück, deren Anteil von 25 Milliarden auf fast 186 Milliarden US-Dollar gestiegen ist.
Gleichzeitig haben afrikanische Währungen gegenüber dem US-Dollar stark an Wert verloren, während die globalen Kreditkosten gestiegen sind. Zusammen bedeuten diese Entwicklungen, dass afrikanische Regierungen heute so viel wie nie zuvor für den Schuldendienst ausgeben müssen. Abbildung 1 zeigt, dass sich der durchschnittliche Anteil der Staatsausgaben für Zinszahlungen zwischen 2012 und 2023 verdoppelt hat und 2023 auf 12,7 % gestiegen ist. Mehr als die Hälfte der afrikanischen Länder gibt inzwischen mehr für den Schuldendienst aus als für das Gesundheitswesen.
Klimaschutzbedarf übersteigt verfügbare Finanzmittel stark Diese finanzielle Belastung steht im direkten Widerspruch zum enormen Investitionsbedarf Afrikas im Klimaschutz. Subsahara-Afrika wird in diesem Jahrzehnt mehr als 1,4 Billionen US-Dollar (etwa 143 Milliarden pro Jahr) benötigen, um seine Anpassungs- und Resilienzziele zu erreichen. Die tatsächlichen Klimafinanzierungsströme beliefen sich zwischen 2021 und 2023 jedoch nur auf durchschnittlich 35 Milliarden US-Dollar pro Jahr (Abbildung 2). Noch problematischer: Mehr als die Hälfte dieser Mittel fließt als neue Schulden – nicht als Zuschüsse – und treibt die Verschuldung weiter in die Höhe.
Das Paradoxe: Länder nehmen Kredite auf, um sich vor genau den Klimaschocks zu schützen, die ihre Schuldenlast verschlimmern. Gleichzeitig werden afrikanische Regierungen in diesem Jahrzehnt voraussichtlich 865 Milliarden US-Dollar für den Schuldendienst ausgeben – fast so viel, wie sie für Klimaresilienz benötigen.
HIER geht’s weiter zur kompletten Analyse der Heinrich Böll Stiftung (HBS)