
Mali erlebt eine der dunkelsten Perioden seiner jüngeren Geschichte. Was eine Ära der Erneuerung werden sollte – geboren aus dem Volkswillen und der Hoffnung auf Veränderung – hat sich in ein kollektives Martyrium verwandelt. Der malische Traum zerbröckelt Tag für Tag, erdrückt von der Abweichung von den ursprünglichen Zielen und einer Regierung, die in einer rein militärischen Logik gefangen ist.
Der Verlust einer gemeinsamen Hoffnung
Nach den Kämpfen für den Wandel hofften viele Malier auf eine Übergangszeit, die auf Gerechtigkeit, Souveränität und dem Wiederaufbau des Landes beruhen würde. Doch schon bald wurden diese Ideale von jenen vereinnahmt, die selbst an den Kämpfen beteiligt gewesen waren. Für viele wurde die Revolution zu einem persönlichen Sprungbrett – ein Mittel, um bekannt zu werden, ein Amt zu erlangen oder sich die Gunst der neuen Machthaber zu sichern. So gelangte eine kleine Gruppe von fünf Obersten an die Spitze des Staates – getragen von politischem Opportunismus und einer geschickten Manipulation der Volksaspirationen. Dieser kollektive Irrtum – geboren aus Naivität, Erschöpfung und Sehnsucht nach Veränderung – lastet heute schwer auf Mali.
Politische Kompromisse und Machtergreifung
Anstatt sich der Entgleisung der Militärmacht zu widersetzen, entschieden sich viele politische Akteure, mit ihr zu kooperieren. Figuren, die an Popularität verloren hatten, tauschten ihre Überzeugungen gegen Bündnisse des politischen Überlebens. Indem sie vorgaben, im Namen aller malischen Politiker zu sprechen, verliehen diese Allianzen den Übergangsführern eine künstliche Legitimität. Das Ergebnis: Die öffentliche Stimme wurde zum Schweigen gebracht, die politische Vielfalt erstickt, und das Volk einer autoritären, abgeschotteten und realitätsfernen Regierungsführung überlassen.
Eine Regierung, die sich auf den Krieg reduziert
Die derzeitigen Machthaber haben den Kampf gegen den Terrorismus zu ihrem einzigen Regierungsprogramm gemacht. Doch ein Krieg – so legitim er auch sein mag – kann kein nationales Projekt ersetzen. Kidal wurde zurückerobert, doch der Sieg erwies sich als trügerisch: Die Gewalt verlagerte sich in andere Regionen – in den Norden, das Zentrum, den Westen, Osten, bis hin in den Süden und die Hauptstadt. Heute ist ganz Mali ein Feld der Unsicherheit. Während die Waffen dröhnen, schließen Schulen, Felder bleiben brach, Familien verarmen. Die Terroristen und ihre Verbündeten haben das geschafft, woran die Regierung scheiterte: Sie haben die malische Wirtschaft erstickt – so sehr, dass heute fast 90 % der Bevölkerung von Tag zu Tag ums Überleben kämpfen.
Der Kontrast zu unseren Nachbarn
Während Mali in einem endlosen Krieg ohne Gesellschaftsprojekt versinkt, gehen unsere Nachbarn unterschiedliche Wege.
In Burkina Faso zeigen die Behörden – trotz großer Herausforderungen – eine klare Vision: den Terrorismus bekämpfen, um das Land zu entwickeln und das Wohl der Bevölkerung zu fördern.
In Niger hingegen herrscht völlige Ungewissheit: eine politische Unschärfe, in der das Volk seine eigene Stimme kaum wiederfindet. In Mali verwandelt sich die Verwirrung in eine Krise der Glaubwürdigkeit. Die Institutionen sind geschwächt, das Vertrauen des Volkes bröckelt, und die Gesellschaft fügt sich schrittweise in die Resignation.
Das malische Volk: erschöpft, aber nicht besiegt
Trotz des Leidens will das malische Volk nicht den Untergang seines Landes. Die Malier wollen in Würde leben, in Frieden, und die verratene Verheißung des Wandels wieder aufleben sehen. Doch dafür müssen Angst, Resignation und vor allem die Lüge eines Regimes überwunden werden, das sich als Befreier ausgibt, aber die Nation in Schweigen und Überlebenskampf einsperrt. Es ist Zeit, die Wahrheit zu sagen.
Für ein Mali der Würde und der Erneuerung
Der Wiederaufbau Malis wird weder durch Waffen noch durch propagandistische Reden erfolgen. Er wird aus einer klaren, transparenten und menschlichen Regierungsführung entstehen. Erforderlich sind ein inklusiver nationaler Dialog, die Wiederherstellung des politischen Pluralismus und vor allem eine wirtschaftliche und soziale Vision, die den Bürger ins Zentrum der Regierungsziele stellt.
Die Zukunft Malis hängt davon ab, ob wir in der Lage sind, uns der Resignation zu verweigern und unser Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen. Denn Mali steht – trotz allem – noch immer aufrecht. Und keine Macht, so stark sie auch sein mag, wird den Atem eines Volkes ersticken können, das nach Gerechtigkeit und Freiheit strebt. (Lambda Le Malien auf afrik.com)