
Diese Woche im DAS-Pressespiegel: Die RSF ruft im Sudan eine Parallelregierung aus, in Angola eskalieren Proteste gegen Dieselpreiserhöhungen und der Nyandungu Eco-Park in Ruanda erhält den Star Wetland Centre Award. Außerdem: Nigerias Frauenteam feiert den 10. WAFCON-Titel und in Berlin startet am Wochenende die Kulturreihe TRANSFER.
RSF ruft Parallelregierung im Sudan aus: Am Samstag rief die von den Rapid Support Forces (RSF) geführte Allianz Tasis eine Parallelregierung im Sudan aus. Der 15-köpfige Präsidialrat, der künftig die Funktion des Staatsoberhauptes übernehmen soll, wird von RSF-Kommandeur Mohamed Hamdan Dagalo, besser bekannt unter dem Namen Hemedti, geleitet. Als Vizepräsident des Rates wurde Abdelaziz al-Hilu, Chef der Sudan People’s Liberation Movement-North (SPLM-N) eingesetzt. Berichten zufolge gingen 47 Prozent der Regierungsposten an Personen aus dem Umfeld der RSF, während die SPLM-N etwa ein Drittel der Posten erhielt. Die restlichen Posten wurden unter kleineren politischen Parteien, die der Allianz angehören, verteilt. Zum Premierminister der sogenannten „Regierung des Friedens und der Einheit“ wurde Mohamed Hassan al-Taishi, ehemaliges Mitglied des Übergangsrats (2019–2021), ernannt.
Die Ausrufung der Parallelregierung erfolgt rund zwei Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen der RSF und den Sudanese Armed Forces (SAF) unter Militärchef Abdel Fattah al-Burhan im April 2023. Die vom Militär gestützte Übergangsregierung in Port Sudan wies die Parallelregierung als „Phantomregierung“ entschieden zurück. Auch international gab es scharfe Kritik. Die Afrikanische Union rief ihre Mitgliedstaaten und die internationale Gemeinschaft dazu auf, die parallele Regierung nicht anzuerkennen und sprach von schwerwiegenden Konsequenzen für die Friedensbemühungen und die Zukunft des Landes. Auch Vertreterinnen und Vertreter der UN warnen vor einer weiteren Zersplitterung.
Am Tag nach der Ausrufung der Parallelregierung ernannte Sudans Premierminister KamiI Idris fünf weitere Kabinettsmitglieder – darunter auch erstmals eine Frau. Damit sind nun 20 der 22 angekündigten Posten in Idris’ sogenannter „Regierung der Hoffnung“ besetzt. Idris, der bei den Präsidentschaftswahlen 2010 als unabhängiger Kandidat angetreten war, war im Mai von Übergangsratspräsident al-Burhan als Premierminister eingesetzt und mit der Bildung einer zivilen Übergangsregierung beauftragt worden. Diese stagnierte jedoch aufgrund interner Machtkämpfe.
Analystinnen und Analysten sehen in der Bildung einer parallelen Regierung den Versuch der RSF, ihre Verhandlungsposition zu stärken, nachdem es der SAF Anfang des Jahres unter anderem gelang, große Teile der Hauptstadt Khartum (Pressespiegel KW 7/2025) zurückzuerobern. Sie kontrolliert inzwischen den Norden, den Osten und weite Teile des Zentrums des Landes, während die RSF weiterhin Gebiete von Darfur (im Westen) und Kordofan (im Süden und Zentrum) hält. Bereits im Februar unterzeichneten die RSF und verbündete Gruppen eine Gründungscharta in Nairobi, die die Bildung einer Parallelregierung ankündigte (Pressespiegel KW 9/2025). Die Übergangsverfassung wurde schon damals international scharf kritisiert, wobei sich die Kritik auch auf Kenia bezog, das die Gespräche ausrichtete. Die SAF-nahe Regierung reagierte daraufhin mit einem Importstopp gegenüber Kenia. Die kenianische Regierung wies die Vorwürfe, die RSF zu unterstützen, zurück und betonte, lediglich eine neutrale Dialogplattform geboten zu haben. Auch den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird vorgeworfen, die RSF aktiv zu unterstützen – in diesem Zusammenhang läuft derzeit eine Klage der sudanesischen Regierung vor dem Internationalen Gerichtshof.
Internationale Vermittlungsbemühungen sind derweil ins Stocken geraten, obwohl angesichts der schweren humanitären Krise im Land großer Handlungsdruck besteht. Die USA verschoben die für den 29. Juli geplanten Sudan-Friedensgespräche, nachdem sich die geladenen Parteien – Ägypten, Saudi-Arabien, die VAE und die USA – nicht auf eine gemeinsame Erklärung zur Nachkriegsordnung einigen konnten. Insbesondere Ägypten lehnte Vorschläge ab, die weder der SAF noch der RSF eine führende Rolle in einer Übergangsregierung nach dem Krieg einräumen. Berichten zufolge könnten die Gespräche im September auf der Generalversammlung der UN nachgeholt werden.
Proteste in Angola: Am Montag kam es in der angolanischen Hauptstadt Luanda und weiteren Landesteilen bei Protesten gegen gestiegene Kraftstoffpreise zu schweren Ausschreitungen. Anfang Juli hatte die Regierung den Dieselpreis um ein Drittel angehoben, woraufhin der Verband der Taxifahrerinnen und -fahrer (ANATA) zu einem dreitägigen Streik ab Montag aufrief. Die sogenannten „candongueiros“ – privat betriebene Minibusse, die einen Großteil des städtischen Personenverkehrs übernehmen – legten in Luanda und anderen Provinzen ihren Betrieb nieder. Dem Streik schlossen sich weitere Gruppen an. Infolge der Proteste kam es teils zu massiven Zusammenstößen mit der Polizei …
Und sonst? Am Sonntag wurde Ruandas Nyandungu Eco Park als eines von weltweit 16 Feuchtgebieten mit herausragender Umweltbildung und Besuchserlebnissen mit dem Star Wetland Centre Award ausgezeichnet …
Gratulation: Die Frauennationalmannschaft von Nigeria gewann die Afrikafußballmeisterschaft der Frauen (WAFCON) durch einen spektakulären 3:2 Sieg im Finale gegen Gastgeber Marokko …
Veranstaltungshinweis: Am 2. August 2025 feiert in der Wehrmühle Offsite Location in Berlin die neue Eventreihe TRANSFER ihre Premiere. Die erste Ausgabe widmet sich Burkina Faso und präsentiert eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus dem Land und seiner Diaspora – darunter Gemälde, Film und eine Installation, welche im Rahmen eines Workshops im von Christoph Schlingensief gegründeten Operndorf Afrika entstanden ist …
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