
Laut der marokkanischen Energieministerin Leila Benali kommt das Offshore-Gaspipeline-Projekt Atlantik-Afrika zwischen Nigeria und Marokko, das einen jährlichen Gastransport von 15 bis 30 Milliarden Kubikmetern vorsieht, voran, berichtet RFI.
Die Pipeline soll durch 13 hauptsächlich westafrikanische Länder verlaufen, entlang der Atlantikküste über mehr als 5.600 km von Nigeria bis nach Marokko, wo sie an das europäische Netz angeschlossen werden soll. Wird das von Rabat und Abuja entwickelte Unterwasserprojekt Realität? Laut der marokkanischen Energieministerin macht das Vorhaben Fortschritte: „Die meisten Studien sind abgeschlossen“, erklärte sie.
Leila Benali gab an, dass der optimale Trassenverlauf der Pipeline bestimmt wurde, ebenso wie die Machbarkeitsstudie und die ersten ingenieurtechnischen Studien. Darüber hinaus teilte sie mit, dass die von dem Projekt betroffenen Staaten einem zwischenstaatlichen Abkommen zugestimmt haben. Diese Mitteilung erfolgt in einem Kontext, in dem Gerüchte über einen Rückzug Nigers aus dem konkurrierenden Transsahara-Gaspipelineprojekt Nigeria–Algerien kursieren – von offizieller Seite aus Niamey gibt es dazu jedoch bislang keine Stellungnahme.
Zwei konkurrierende und strategisch bedeutende Projekte
Der Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit geht also weiter: Beide Projekte gelten als komplex und kostspielig, aber zugleich als strategisch entscheidend – insbesondere in einer Zeit, in der Europa und afrikanische Länder ihre Gasversorgung diversifizieren und Kosten senken wollen. Marokko und Algerien ringen beide um die Kontrolle über die Energieinfrastruktur, wobei ihre diplomatischen Beziehungen seit 2021 abgebrochen sind.
Laut dem neuen Trassenverlauf möchte Rabat auch die Sahelstaaten anbinden und ihnen Zugang zum Atlantik verschaffen. Mit geschätzten Kosten von 25 Milliarden Dollar steht noch die schwierige Finanzierung dieses gigantischen Projekts aus. Marokko hofft, bis Ende des Jahres eine „finale Investitionsentscheidung“ zu erreichen – also grünes Licht für den Projektstart.