Marokko: Brücke zum Thron – König Mohammed VI. und sein Erbe Moulay El Hassan

Marokko: Brücke zum Thron – König Mohammed VI. und sein Erbe Moulay El Hassan
Bild KI-generiert

Seit seiner Thronbesteigung im Jahr 1999 prägt Mohammed VI. eine Epoche, die Modernisierung und tief verwurzelte alaouitische Tradition miteinander verbindet. Als Sohn und Nachfolger Hassan II. hat er sich als dynamischer Monarch etabliert, der das Land durch zahlreiche wirtschaftliche, soziale und institutionelle Reformen voranbringen wollte. Diese haben Marokko zweifellos stabilisiert und modernisiert – doch Kritiker betonen, dass viele Veränderungen unvollendet blieben, vor allem in den Bereichen Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.

Neben seiner politischen Rolle präsentiert sich Mohammed VI. auch als fürsorglicher Vater. Früh machte er deutlich, dass er seinem Sohn, Kronprinz Moulay El Hassan, die Freiheit geben wolle, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln: „Ich will nicht, dass mein Sohn nach meinem Bild geformt wird, sondern dass er sich seine eigene Persönlichkeit formt“, erklärte er 2004. Sein Regierungsstil ist geprägt von einem Balanceakt: sichtbare Modernität einerseits, die Bewahrung religiöser und monarchischer Symbole andererseits – ein fragiles, aber entscheidendes Gleichgewicht für die Zukunft Marokkos.

Ein Prinz im Training
Moulay El Hassan, geboren 2003 im Palast von Rabat, ist der älteste Sohn Mohammeds VI. und von Lalla Salma. Schon in seiner Kindheit erhielt er eine elitäre Ausbildung am Königlichen Kolleg in Rabat. 2020 legte er sein Abitur mit Bestnote ab und nahm anschließend ein Studium der internationalen Beziehungen an der Mohammed VI.-Polytechnischen Universität auf.

Sein Werdegang ist bewusst als „Initiationsweg zur Königswürde“ gestaltet. Wie es das Portal Middle East Eye formulierte, gleicht die Ausbildung einer „Königsfabrik“: eine Mischung aus religiöser, moderner, diplomatischer und protokollarischer Schulung. Der junge Prinz tritt zunehmend an der Seite seines Vaters auf – bei Staatsbesuchen, Ministertreffen, Militärparaden oder internationalen Konferenzen – und gewinnt so stetig an öffentlicher Legitimität.

Sanfte Machtübertragung
Die marokkanische Verfassung garantiert den automatischen Thronwechsel vom Vater auf den Sohn. Dennoch hat Mohammed VI. vorgesorgt: Ein Organgesetz regelt den Regentschaftsrat, der im Falle einer Notwendigkeit eingreifen könnte. Zudem untersteht die Sicherheit des Palastes heute direkt dem Militär und nicht mehr zivilen Diensten.

Diese Vorkehrungen sollen vor allem eines sichern: einen geordneten Übergang ohne institutionelle Machtkämpfe. Experten sehen darin den Versuch, Moulay El Hassan Schritt für Schritt in die Rolle des Königs hineinzuführen – mit maximaler Stabilität für das, was die Monarchie in Marokko darstellt: den „Schatten Gottes auf Erden“.

Zwei Generationen, ein Auftrag
Mohammed VI. ist ein König, geformt von politischen und technologischen Umbrüchen. Sein Ziel war stets die Modernisierung – doch ohne die religiöse Dimension der Krone zu gefährden. Trotzdem gilt: Viele Reformen müssen vertieft werden, besonders im Hinblick auf Meinungsfreiheit und soziale Gerechtigkeit.

Moulay El Hassan wiederum verkörpert die neue Generation. Diszipliniert, ernsthaft und wissbegierig, gilt er als weltoffen und modern. Er bewegt sich souverän zwischen Tradition und Globalisierung, zeigt sich stilbewusst und gleichzeitig dem Protokoll verpflichtet – ein Prinz, der vor allem bei jungen Menschen als neugierig, respektvoll und großzügig wahrgenommen wird.

Erbe und Zukunft
Die Monarchie präsentiert sich heute als Tandem aus König und Thronfolger: Der eine festigt die Grundlagen, der andere bereitet sich darauf vor, diese im 21. Jahrhundert fortzuführen. Mohammed VI. hat die Verbindung zu den historischen Wurzeln gestärkt und zugleich den Weg in die Moderne geöffnet. Moulay El Hassan steht als Versprechen für Kontinuität und zeitgemäße Stabilität. So blickt Marokko mit vorsichtigem Optimismus nach vorn. Die Nachfolge ist geregelt, der Thronfolger seit Kindheitstagen vorbereitet. Alles deutet darauf hin, dass das Land bereit ist für diesen Übergang – mit einem Königshaus, das seine Autorität fest in der Tradition verankert, aber auch in der Lage ist, sich anzupassen.