
Ein neuer Flug mit aus den USA abgeschobenen Migranten nach Afrika entfacht erneut die Kontroverse um geheime Abschiebeabkommen mit afrikanischen Staaten. Ein Flugzeug mit einer Gruppe von Migranten aus Südostasien, die aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen wurden, landete am Montagmorgen in Eswatini. Diese Information wurde von einem US-amerikanischen Anwalt bestätigt, der zwei der betroffenen Personen vertritt – ein weiterer Vorfall in einem Abschiebeprogramm in Drittländer, das unter der Trump-Regierung eingeführt wurde und weiterhin teilweise im Geheimen abläuft.
Diskreter Flug, ungewisse Wege
Nach Angaben von Rechtsanwalt Tin Thanh Nguyen aus den USA gehörten seine beiden vietnamesischen Mandanten zu einer Gruppe von neun bis elf südostasiatischen Staatsbürgern, die am Freitagabend aus dem Abschiebezentrum von Alexandria im US-Bundesstaat Louisiana ausgeflogen wurden. Das Flugzeug soll mehrere Zwischenstopps eingelegt haben – in Puerto Rico, im Senegal und in Angola – bevor es schließlich in Mbabane, der Hauptstadt von Eswatini, landete.
Diese Abschiebungen in Drittländer erfolgen im Rahmen bilateraler Abkommen zwischen Washington und mindestens fünf afrikanischen Staaten. Die meisten dieser Vereinbarungen sind als vertraulich eingestuft und sehen die Aufnahme von Migranten vor, die von den US-Behörden als „unerwünscht“ oder „verurteilte Kriminelle“ eingestuft werden.
Eswatini – neuer, umstrittener Zielort
Seit Mitte Juli werden vier Männer aus Kuba, Laos, Vietnam und dem Jemen im Hochsicherheitsgefängnis von Matsapha nahe Mbabane festgehalten, nachdem sie aus den USA abgeschoben worden waren. Ihre Anwälte prangern eine willkürliche Haft ohne Anklage und ohne Zugang zu Rechtsbeistand seit fast drei Monaten an. Einer der Abgeschobenen, ein Jamaikaner, wurde allerdings im vergangenen Monat in sein Heimatland zurückgeführt.
Die Regierung von Eswatini bestätigte am Sonntag, dass sie „elf weitere aus den USA abgeschobene Personen im Laufe des Oktobers aufnehmen“ werde, nannte jedoch kein genaues Ankunftsdatum. Weder der Regierungssprecher noch die Einwanderungsbehörde bestätigten am Montag die tatsächliche Landung des neuen Flugzeugs auf eswatinischem Boden.
Laut Human Rights Watch ist mit diesen Transfers eine finanzielle Vereinbarung verbunden: Washington soll Mbabane eine Summe von 5,1 Millionen US-Dollar zugesagt haben, um bis zu 160 Migranten aufzunehmen. Diese Zusammenarbeit sorgt für heftige Kritik – in einem Land, das von König Mswati III. mit harter Hand regiert wird und dem regelmäßig vorgeworfen wird, prodemokratische Bewegungen zu unterdrücken und grundlegende Freiheitsrechte einzuschränken.
Eine wachsende Abschiebepolitik Richtung Afrika
Eswatini ist kein Einzelfall. Seit Juli 2025 haben die USA bereits mehr als 30 Personen in verschiedene afrikanische Länder abgeschoben: acht in den Südsudan, sieben nach Ruanda und vierzehn nach Ghana. Mehrere von ihnen befinden sich weiterhin unter undurchsichtigen Bedingungen in Haft. Im Südsudan werden sechs Abgeschobene an einem unbekannten Ort festgehalten, während in Ghana elf westafrikanische Migranten den Staat wegen rechtswidriger Haft in einem Militärlager am Rande von Accra verklagt haben.
Menschenrechtsorganisationen verurteilen diese Transfers als Externalisierung der US-Migrationspolitik auf Kosten internationaler Schutzprinzipien. „Die USA schicken Menschen in Länder, in denen ihre grundlegenden Rechte nicht garantiert werden können“, warnt Human Rights Watch und fordert die sofortige Aussetzung dieser Abschiebungen in Drittländer.
Für die Anwälte und Familien der Betroffenen bleibt die Lage verzweifelt. In Eswatini, einem kleinen autoritären Staat, in dem die Justiz eng an die königliche Macht gebunden ist, gibt es kaum Aussicht auf rechtliche Schritte oder Schutz. (Quelle: afrik.com)