Transformation der nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft in Afrika

Transformation der nachhaltigen Agrar- und Ernährungswirtschaft in Afrika

Perspektiven gegen Hunger und Armut durch Kooperation und agrarindustriellen Aufbruch: Ausgangspunkt unserer Betrachtung ist die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Bericht „Entwicklungssache 13 (2023)“ formulierte Frage, die uns weiterhin ernsthaft umtreibt: „Wie lässt sich Hunger weltweit langfristig bekämpfen?“

Der afrikanische Kontinent wird auch heute noch vielfach überlagert von Bildern des Hungers und der Armut. Diese Wahrnehmung ist nicht unbegründet, jedoch greift sie zu kurz. Der Weg zu einer tragfähigen Lösung liegt in der umfassenden Entwicklung einer stabilen und produktiven Agrarindustrie. Diese wiederum ist der Schlüssel zur Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und Agrarprodukten sowie zur Schaffung dringend benötigter Arbeitsplätze.

Im Rahmen der von der Afrikanischen Union (AU) formulierten Zielsetzungen steht die tiefgreifende Umstrukturierung des Agrarsektors im Mittelpunkt. Die Vision ist klar: Eine landwirtschaftliche Industrialisierung, die produktivere Landnutzung, nachhaltige Ressourcennutzung und Resilienz gegen klimatische Schocks einschließt. Gerade Letztere wirken in den letzten Jahren zunehmend belastend auf die afrikanische Landwirtschaft.

Deutsches Engagement 2025/26: Chancen für Kooperation und Investitionen
Für das kommende Engagement Deutschlands in Afrika bestehen in den Jahren 2025/26 vielfältige Möglichkeiten einer intensiveren agrarwirtschaftlichen Zusammenarbeit. Voraussetzung sind koordinierte Unternehmensinitiativen, die sich in konkreten Projektansätzen niederschlagen müssen.

Ein aktuelles politisches Signal dazu kommt aus dem Senegal: Präsident Diomaye Faye betonte in seiner Debatte über seinen Reformkurs, dass deutsche Unternehmen sich stärker mit dem afrikanischen Markt auseinandersetzen und den Dialog mit den Akteuren vor Ort suchen sollten. Auch wenn private Akteure in Afrika gegenwärtig oft noch zögern, ist der Wille zur Kooperation da.

Afrika und die Globalplayer des Südens
Afrikanische Staaten wenden sich zunehmend anderen internationalen Partnern zu. China, Indien und die Türkei werden vielerorts als willkommene Akteure wahrgenommen. Russland stärkt seinen Einfluss unter dem Slogan: „Russland ernährt Afrika“ und hat mit Weizenlieferungen (2024: +19 %, im Wert von 7 Mrd. US-Dollar) einen festen Platz auf dem afrikanischen Agrarmarkt eingenommen. Dabei verfolgt Russland das Ziel, neue politische und wirtschaftliche Allianzen zu knüpfen.

Diese Entwicklung macht deutlich: Importabhängigkeit allein kann Afrikas traditionelle Landwirtschaft nicht transformieren. Sie verhindert vielmehr die dringend notwendige Entwicklung hin zur Ernährungssouveränität.

Ein weiteres bedeutendes Engagement zeigt China mit dem Versprechen von Präsident Xi Jinping vom September 2024: 50 Mrd. US-Dollar zur Ankurbelung der afrikanischen Wirtschaft, davon 11,3 Mrd. als Hilfsgelder, 29,5 Mrd. als Kredite und 9,8 Mrd. in Form von Direktinvestitionen. Auch Indien ist mit zielgerichteten Programmen in Bildung und Landwirtschaft aktiv.

Die neue deutsche Herausforderung: Verantwortung – Strategie – Fortschritt
In diesem internationalen Wettbewerb stehen auch wir in der Pflicht. Es liegt eine große Erwartung auf der neuen Bundesregierung, eine effektive Strategie zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Afrika zu entwickeln. Diese muss auf nachhaltige, wertschöpfende Projekte in ausgewählten Reformländern fokussieren. Im Mittelpunkt sollte die Modernisierung und Industrialisierung der afrikanischen Landwirtschaft stehen.

Dazu sind deutsche Unternehmen und Institutionen aufgefordert, ihr Engagement deutlich zu verstärken. Als Grundlage dient die im November 2023 reaktivierte Initiative „Compact with Africa“, die mit dem neuen Klimafonds 2024–2027 in Höhe von 9 Mrd. US-Dollar unterstützt wird. Ziel ist die Entwicklung einer klimaangepassten Landwirtschaft.

Beispiel Ghana: Ein Land mit Modellcharakter
Ghana gilt seit 2008 als Symbol für den Aufbruch Afrikas. Trotz einer schweren Schuldenkrise zeigte die Wahl im Dezember 2024 erneut, dass das Land demokratisch stabil bleibt. Präsident Mahama formulierte in seiner ersten Rede zur Lage der Nation den klaren Anspruch auf tiefgreifende Strukturreformen zur Erneuerung von Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Herausforderungen sind erheblich: Misswirtschaft, hohe Schuldenlast und eine angespannte wirtschaftliche Lage. Doch Mahamas Regierung setzt auf ökonomische Stabilität, Arbeitsplatzsicherung und Schuldenbewältigung. Ghana bleibt aufgrund seiner Ressourcen und seines Entwicklungsstands ein attraktiver Partner für eine vertiefte Zusammenarbeit – besonders im Bereich Agrarwirtschaft.

Konkrete Vorschläge für die Zusammenarbeit mit Ghana
Es ist an der Zeit, dass sich die deutsche Wirtschaft intensiver mit diesen Chancen auseinandersetzt. Ich spreche gezielt unsere Agrarexperten, erfahrene Landwirte, Techniker und Projektentwickler an. Umsetzbare Konzepte und tragfähige Investitionen müssen gemeinsam vorbereitet werden. Ich schlage daher die Einrichtung eines Arbeitskreises vor, um Machbarkeitsanalysen zu erstellen.

Fünf konkrete Vorschläge:
Kooperative Strukturen für Kleinbauern entwickeln. Ziel ist die Erhöhung der Produktivität und Sicherung der Lebensgrundlagen in ausgewählten Regionen.

Errichtung von Industrieparks zur agrarwirtschaftlichen Modernisierung
a) Vom Anbau über Verarbeitung und Lagerung bis hin zu Vermarktung
b) Integration kleiner Manufakturen und Handwerksbetriebe
c) Bereitstellung von Maschinenpools mit Service- und Ausleihkapazitäten
d) Ausbildungseinrichtungen für Landwirte und Jugendliche (Ein entsprechendes Exposé liegt bereits vor.)

Fokus auf Landnutzung, Bewässerung, Energieversorgung und neue Ideen für Anbauprojekte: Sonnenblumen, Tropinamur, Lupinen, Quinoa („Inka-Getreide“)

Kooperation mit Programmen der ghanaischen Regierung
Diese plant die Errichtung von Zentren für landwirtschaftliche Mechanisierung sowie die finanzielle Förderung für lokale Produzenten. Hier bieten sich direkte Anknüpfungspunkte für Kooperationen.

Investorenaufruf des Nordost-Regionalministers nutzen

Minister Ibrahim Tia (Mamprusi) hat gezielt zur Investition in die Landnutzung für den Anbau von Reis, Tomaten und anderen Früchten eingeladen, einschließlich der Errichtung einer Tomatenverarbeitung. Wer nimmt diese Einladung an?

Fazit: Ein Aufruf zum Handeln
Mit diesen Vorschlägen möchte ich gezielt Interesse wecken für ein progressives Engagement deutscher Unternehmen und Fachleute. Es geht darum, die strategische Linie „Agro-industrielle Wirtschaft in Ghana“ mit Leben zu füllen.

Ghana läd ein zu einem Messeprojekt: A G R I T E C H Westafrica 2025 in ACCRA    19. bis 20.09.2025. Kontakt: Synergice Events P.v.L., projects@synergiceindia.com. (Dipl. oec. Gerd Eckert)