
Das Projekt eines Unterwassertunnels, der Marokko mit Spanien durch die Straße von Gibraltar verbinden soll, erlebt neuen Auftrieb. Laut internationalen Medien hat das spanische Verkehrsministerium dem staatlichen Unternehmen EniCo den Auftrag für eine finanzielle Machbarkeitsstudie erteilt, während der britische Betreiber Vodafone einen Vertrag erhielt, um die Kommunikationsdienste für das Expertenteam sicherzustellen, das die Arbeiten überwacht.
Der an EniCo vergebene Auftrag, der mit 350.000 Euro aus dem europäischen Programm Next Generation finanziert wird, umfasst die Bewertung des Potenzials für Passagier- und Frachtverkehr, die Identifizierung möglicher Bahnhöfe in Algeciras oder Tarifa sowie die Prüfung privater Finanzierungsmodelle, die am Beispiel des Eurotunnels (Ärmelkanal) orientiert sind.
Das Projekt, dessen Kosten über 15 Milliarden Euro betragen würden, sieht in einer ersten Phase einen einspurigen Eisenbahntunnel für Personen- und Güterzüge vor. Mit einer Länge von rund 38,5 Kilometern, davon 28 Kilometer unter dem Meer, soll er in 300 Metern Tiefe von Punta Paloma in Spanien bis nach Punta Malabata bei Tanger verlaufen.
Parallel dazu wurde ein deutsches Spezialunternehmen beauftragt, die geologischen Herausforderungen im Gebiet „Amp de Camarinal“ zu analysieren, das als einer der kompliziertesten Abschnitte der geplanten Trasse gilt. Die Ergebnisse dieser Studien werden bis zum kommenden Sommer erwartet.
Die Behörden räumen jedoch ein, dass der Zeitplan sehr lang gestreckt bleibt. Laut spanischer Presse könnte der Baubeginn nicht vor 2040 erfolgen, da die technischen, finanziellen und ökologischen Herausforderungen gewaltig sind.
Das Vorhaben ist nicht neu: Es geht auf das Abkommen von 1980 zwischen Marokko und Spanien zurück, im Rahmen dessen die beiden Länder die Gesellschaften SECEGSA (Spanien) und SNED (Marokko) gründeten. Lange Zeit blieb das Ganze ein Projekt auf dem Papier, heute wird es jedoch als zukünftiger strategischer transkontinentaler Korridor präsentiert, der die Mobilität erleichtern, den Handel ankurbeln und den Energietransfer zwischen Europa und Afrika unterstützen soll.
Doch jenseits der Ankündigungen mahnen viele Beobachter zur Vorsicht: Die Umsetzung dieses gigantischen Vorhabens wird von der Stabilität der Finanzierung, dem politischen Willen beider Länder und vor allem von der Fähigkeit abhängen, die technischen Herausforderungen eines Projekts zu meistern, das seit mehr als vierzig Jahren die Fantasie beflügelt. (Quelle: lematin.ma)