Von Narkotikum zu Nektar: Wie eine psychoaktive kenianische Pflanze einen boomenden Markt antreibt

Von Narkotikum zu Nektar: Wie eine psychoaktive kenianische Pflanze einen boomenden Markt antreibt

Khat, eine in Kenia heimische Pflanze mit psychoaktiven Eigenschaften, hat sich aufgrund ihres bislang unerschlossenen fiskalischen Potenzials zu einer Art Goldgrube entwickelt. Die Khat-Pflanze (Catha edulis) ist ein stimulierendes Gewächs mit historischen Wurzeln in den kenianischen Hochländern, deren Blätter die Einheimischen traditionell kauen, um die Wirkung zu spüren.

Die Pflanze enthält Cathinon und Cathin (beides natürliche Amphetamine), die nach einem Gesetz von 1994 als Betäubungsmittel eingestuft wurden.

Als dieses Gesetz in Kraft trat, wurde das Produkt kurzzeitig verboten, da es Gefühle von Wachheit, Konzentration und Glück hervorrufen soll. Heute ist der Anbau und Verkauf der Blätter in Ostafrika jedoch legal und wird typischerweise mit Fernfahrern, Nachtschichtarbeitern, Motorradtaxifahrern und all jenen verbunden, die einen zusätzlichen Energieschub benötigen.

In den USA und Europa gilt die Pflanze nach wie vor als illegal, obwohl sie in Ostafrika eine sehr ertragreiche Nutzpflanze ist.

Kenia produziert etwa 80 % des weltweiten Khat-Angebots, das besonders in Somalia und im Jemen stark nachgefragt wird. Im Jahr 2024 produzierten kenianische Bauern über 32.000 Tonnen Khat im Wert von rund 100 Millionen US-Dollar, wie die nationale Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde laut Bloomberg mitteilte. Obwohl die Pflanze viel Potenzial hat, wird sie bisher vor allem durch Kauen konsumiert – eine Innovationslücke, die nun von Unternehmern in der Region genutzt wird.

Jaba-Saft und die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Khat
Mehrere findige Unternehmer in Kenia, darunter der Geschäftsmann Brian Kiriba, haben neue kreative Wege gefunden, diese halluzinogene Pflanze zu vermarkten.

Nachdem er aus dem Ausland, wo er den Großteil seines Lebens verbracht hatte, nach Kenia zurückkehrte, stellte Brian fest, wie weit verbreitet das Kauen der Pflanze war. Er entwickelte eine Methode, die die Einnahme angenehmer – und zugleich profitabler – machte.

Da er das Blatt als bitter und streng im Geschmack empfand, entwickelte er ein Rezept, bei dem Khat als Hauptzutat zu einem bekömmlicheren Getränk verarbeitet wurde. Er erkannte schnell das Marktpotenzial der psychoaktiven Wirkung.

Aus Neugier hatte er selbst die Blätter gekaut und sich zunächst gewundert, warum ein so unangenehm schmeckendes Kraut so beliebt sei – bis die Wirkung einsetzte. „Plötzlich verstand ich“, sagt er. „Aber ich wusste, dass es einen besseren Weg geben musste, dieses Gefühl zu erleben.“

Nachdem er herausgefunden hatte, dass lokale Brauer bereits ein inoffiziell verkauftes Getränk aus den Blättern herstellten, entwickelte Brian seine eigene Version: Er verdünnte den Extrakt mit Wasser und fügte Zucker, Fruchtsaft und Hibiskus hinzu. Heute hat Brian mit seiner Firma Handas Jaba Juice ein aufputschendes Getränk kreiert, das vor allem bei wohlhabenden Ausländern und der kenianischen Mittelschicht Anklang findet.

Bei der breiten Bevölkerung hat sich der Saft bisher nicht durchgesetzt, da eine halbe Literflasche mit 450 Schilling (ca. 3,48 US-Dollar) so viel kostet wie Kenias täglicher Mindestlohn.

Laut Bloomberg bietet auch ein bekanntes Restaurant in Nairobi täglich eine eigene Saftproduktion an. Dieser hat sich zu einer schicken Alternative zu internationalen Energy-Drinks wie Red Bull entwickelt.

Barkeeper mischen ihn mit Mezcal, um den immer populäreren Cocktail „Smoke & Miraa“ herzustellen, während das Lokal „Bamba“ an geschäftigen Abenden bis zu 100 „Jaba-Shots“ mit Ingwer und Zitrone zu je 300 Schilling verkauft. „Wir wollten lokale Zutaten nutzen und die heimische Wirtschaft unterstützen“, erklärt Mitinhaberin Rubi Taha. „Jaba ist ein Teil davon.“

Andere Marktteilnehmer springen inzwischen ebenfalls auf den Trend auf und entwickeln eigene Jaba-Rezepte – während die rechtliche Lage zur Pflanze weiterhin unklar bleibt.

(Quelle: Newsletter Businessinsider)