Warum südafrikanische Unternehmen auf 96 Milliarden Dollar Bargeld sitzen – inmitten wirtschaftlicher Unsicherheit

Warum südafrikanische Unternehmen auf 96 Milliarden Dollar Bargeld sitzen – inmitten wirtschaftlicher Unsicherheit

Südafrikanische Unternehmen halten derzeit eine Rekordsumme an Bargeld – rund 96 Milliarden US-Dollar –, während Unsicherheit und schwaches Geschäftsklima weiterhin die wirtschaftlichen Aussichten der am stärksten industrialisierten Volkswirtschaft Afrikas trüben.

Laut dem Quartalsbericht der Südafrikanischen Zentralbank (SARB) vom September 2025 verfügten nichtfinanzielle Unternehmen (NFCs) des Landes im Juli 2025 über Bankeinlagen in Höhe von 1,8 Billionen Rand (96 Milliarden US-Dollar) – ein historischer Höchststand. Der Bericht legt nahe, dass die Unternehmen ihre Liquidität gegenüber langfristigen Investitionen priorisieren, obwohl das Wirtschaftswachstum eine leichte Erholung zeigt.

Die Zentralbank stellte fest, dass diese Anhäufung von Einlagen nach der COVID-19-Pandemie begann und sich seither als defensive Finanzstrategie etabliert hat. „Unternehmen horten nicht einfach nur Bargeld. Sie reagieren rational auf die gegenwärtigen makroökonomischen Bedingungen, indem sie kurzfristige Risiken abwägen und gleichzeitig bereit sind, zu investieren, sobald das Vertrauen zurückkehrt“, so die SARB.

Unternehmensersparnisse steigen – Investitionen stagnieren Dieses vorsichtige Verhalten hat zu einer wachsenden Kluft zwischen Unternehmensersparnissen und Investitionen in Sachkapital geführt – Unternehmen sparen also mehr, investieren jedoch weniger in Anlagen, Infrastruktur und Expansion.

Diese Entwicklung wurde besonders seit Ende 2023 deutlich und verdeutlicht, dass private Firmen in Zeiten von politischer Unsicherheit, Energieengpässen und schwacher Nachfrage Stabilität bevorzugen.

Allein im Jahr 2024 stiegen die Unternehmenseinlagen um 186,1 Milliarden Rand (9,9 Milliarden US-Dollar) – der höchste jährliche Zuwachs seit Beginn der Aufzeichnungen. Die SARB führt dies auf anhaltende strukturelle Engpässe und gedämpftes Vertrauen in Schlüsselbranchen wie Industrie, Bergbau und Landwirtschaft zurück.

Unternehmen leihen gezielt – trotz Unsicherheit Bemerkenswert ist, dass Unternehmen trotz großer Bargeldreserven gezielt Kredite aufnehmen. Das Kreditvolumen an nichtfinanzielle Firmen stieg im Juli 2025 um 6,5 %, angetrieben durch die Nachfrage kapitalintensiver Sektoren wie Rohstoffwirtschaft und Konsumgüterindustrie. Die Kreditaufnahme der Haushalte bleibt dagegen verhalten – ein Zeichen für anhaltend schwaches Verbrauchervertrauen.

Ökonomen sehen in dieser Entwicklung ein kontinentweites Phänomen: Unternehmen in ganz Afrika gehen zunehmend vorsichtig mit Investitionen um. Bei Inflationsdruck und schwachem BIP-Wachstum – Südafrikas Wirtschaft legte im zweiten Quartal 2025 lediglich um 0,8 % zu – bevorzugen viele Firmen, ihre Liquidität zu sichern, bis mehr politische Klarheit und Marktstabilität herrschen.

Die SARB warnte jedoch, dass diese „Liquiditätspräferenz“ kurzfristig das Beschäftigungswachstum und die wirtschaftliche Dynamik bremsen könne – auch wenn sie gleichzeitig die Stabilität des Finanzsystems stärke.

Der Bericht schließt mit der Einschätzung, dass sobald das Vertrauen zurückkehrt, die derzeit liquiditätsstarken Unternehmen zu entscheidenden Investitions- und Wachstumstreibern für Südafrika und die Region werden könnten. (Quelle: Newsletter Businessinsider)