
Mali, Burkina Faso und Niger haben eine gemeinsame Militärtruppe ins Leben gerufen, um islamistische Aufstände in der Sahelzone zu bekämpfen. Dies unterstreicht die wachsenden sicherheitspolitischen und politischen Spannungen in Westafrika, während Nigeria versucht, sich als regionaler Stabilitätsanker zu positionieren.
Der Schritt wird als Vorsichtsmaßnahme gegen eine mögliche Rückkehr französischer Truppen gewertet und spiegelt lokale Befürchtungen vor erneuter ausländischer Intervention wider – insbesondere nach der Reaktion der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) auf den gescheiterten Putsch in Benin und angesichts der Rolle, die Frankreich dabei spielte.
Die 5.000 Mann starke Vereinte Streitkraft der Allianz der Sahelstaaten (FU-AES) wurde am Samstag offiziell auf einem Luftwaffenstützpunkt in Bamako ins Leben gerufen. Den Vorsitz bei der Zeremonie führte Malis Junta-Chef General Assimi Goïta.
Die Truppe vereint Soldaten aus allen drei Ländern, um koordinierte Einsätze gegen extremistische Gruppen durchzuführen, die in der Dreiländerregion Tausende Menschen getötet und Millionen vertrieben haben.
Der burkinische General Daouda Traoré wurde zum Kommandeur der Einheit ernannt. Das Hauptquartier der FU-AES wird sich in Niamey, der Hauptstadt Nigers, befinden. Die Truppe soll mit eigenen Luft-, Aufklärungs- und Bodeneinsatzstrukturen operieren.
An der Veranstaltung nahmen die Verteidigungsminister aller drei Länder teil sowie Botschafter und internationale Vertreter, die in Mali akkreditiert sind.
Die Gründung der Streitkraft folgt auf den Austritt der drei Länder aus der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS), der sie vorwerfen, nach aufeinanderfolgenden Militärputschen Strafsanktionen verhängt und ihre Interessen untergraben zu haben.
Wachsende Spannungen mit Nigeria
Die Aufstellung der FU-AES erfolgt vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen mit Nigeria, das lange als sicherheitspolitischer Eckpfeiler Westafrikas galt. Anfang Dezember griffen nigerianische Kampfjets und Bodentruppen im benachbarten Benin ein, nachdem dort ein Putschversuch gegen Präsident Patrice Talon unternommen worden war. Sie unterstützten regierungstreue Kräfte dabei, die Kontrolle wiederherzustellen.
Kurz darauf musste ein Transportflugzeug vom Typ C-130 der nigerianischen Luftwaffe wegen technischer Probleme in Burkina Faso notlanden. Die burkinischen Behörden nahmen die elf Besatzungsmitglieder zunächst fest und warfen ihnen eine Verletzung des Luftraums vor. Nach diplomatischen Gesprächen wurden die Soldaten später freigelassen. Mitglieder der Allianz der Sahelstaaten kritisierten Nigerias Eingreifen als Übergriff. Nigerianische Regierungsvertreter erklärten hingegen, ihr Einsatz in Benin sei auf Anfrage der beninischen Regierung erfolgt und habe den regionalen Sicherheitsprotokollen entsprochen.
Sicherheits- und politische Auswirkungen
Die FU-AES spiegelt sowohl den dringenden Sicherheitsbedarf angesichts der zunehmenden jihadistischen Gewalt wider als auch den Versuch der Allianz, ihre Abhängigkeit von ECOWAS-geführten Strukturen zu verringern – trotz wachsenden internationalen Drucks.
Die Vereinigten Staaten haben kürzlich ihre Reisebeschränkungen ausgeweitet und auch Länder einbezogen, die der Allianz der Sahelstaaten nahestehen. Burkina Faso, Mali und Niger unterliegen nun umfassenden Einreisebeschränkungen, einschließlich der Aussetzung der Visavergabe, aufgrund von Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit anhaltender terroristischer Aktivität und Problemen der Regierungsführung.
Unterdessen bemüht sich Frankreich, seinen Einfluss in der Sahelzone wieder zu stärken, indem es seine Zusammenarbeit mit ECOWAS-Mitgliedsstaaten – insbesondere mit Nigeria – vertieft, nachdem es zuvor seine Truppen aus der Region abgezogen hatte. Diese Bemühungen erfolgen vor dem Hintergrund von Sorgen über Uranverkäufe an Russland sowie Frankreichs maßgeblichem Beitrag zur Verhinderung jüngster Putschversuche. (Quelle: Newsletter Businessinsider)