
Während Klimakatastrophen im Jahr 2024 mehr als 110 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner betroffen haben, findet seit dem 5. September 2025 in der äthiopischen Hauptstadt die dreizehnte Ausgabe der Konferenz über Klimawandel und Entwicklung in Afrika (CCDA-XIII) statt. Dieses strategische Ereignis, das dem zweiten Afrikanischen Klimagipfel vorausgeht, bringt politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Geldgeber zusammen – mit einem gemeinsamen Ziel: Afrika nicht länger nur als Opfer der globalen Erwärmung darzustellen, sondern als Architekt von Klimaschutzlösungen.
Die CCDA-XIII wurde am Donnerstag in Addis Abeba eröffnet, unter dem ehrgeizigen Leitmotiv „Afrikas Klimahandeln stärken durch Wissenschaft, Finanzierung und einen gerechten Übergang“. Diese Formulierung markiert einen Wendepunkt in der Positionierung des Kontinents auf der internationalen Klimabühne, wie Richard Muyungi, Vorsitzender der Afrikanischen Verhandlungsgruppe (AGN), betonte: „Afrika tritt in eine neue Phase ein – eine Phase, getragen von unserem ökologischen Reichtum, gestützt durch unsere Wissenschaft und unterstreicht unsere souveränen Rechte, unseren Entwicklungsweg selbst zu bestimmen.“
Dieser entschlossen proaktive Ansatz unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Opferdiskursen. Der Kontinent, der weniger als 5 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht, jedoch die dramatischsten Folgen zu tragen hat, will nun seine Stärken und innovativen Lösungen international geltend machen.
Die äthiopische Green-Legacy-Initiative: Ein kontinentales Modell
Im Mittelpunkt der Diskussionen steht die Green-Legacy-Initiative Äthiopiens, die als konkretes Beispiel für das Zusammenspiel von politischem Willen und massiver Mobilisierung der Bevölkerung gilt. Seit ihrem Start im Jahr 2019 wurden bereits mehr als 40 Milliarden Bäume gepflanzt – mit der Beteiligung von über 20 Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Mwenda Mithika, Geschäftsführer der Panafrikanischen Allianz für Klimagerechtigkeit (PACJA), würdigte das Projekt: „Die Green-Legacy-Initiative Äthiopiens stellt ein weltweites Modell für Wiederaufforstung dar.“
Neben den beeindruckenden Zahlen hat das Programm über 767 000 Arbeitsplätze geschaffen, überwiegend für Frauen und Jugendliche, und mehr als 120 000 Baumschulen im ganzen Land etabliert. Ein entscheidender Schritt erfolgte im Dezember 2024, als das Parlament ein Gesetz zur Einrichtung eines Sonderfonds für die Green-Legacy-Initiative und die Wiederherstellung degradierter Böden verabschiedete, dem jährlich zwischen 0,5 % und 1 % des Bundeshaushalts zufließen sollen.
Klimafinanzierung: Das Schlüsselelement
Die Frage der Finanzierung bleibt ein zentrales Anliegen Afrikas. Jihane El Gaouzi, Leiterin der Abteilung für nachhaltige Umwelt bei der Afrikanischen Union, erinnerte an die Dringlichkeit: „Dieses Jahr fällt die CCDA in eine entscheidende Phase. Deshalb ist die CCDA-XIII so wichtig. Dieses Treffen muss das Gerüst für eine gemeinsame afrikanische Position liefern – unsere Führungskräfte und Verhandler mit Belegen und Lösungen ausstatten, damit sie in der globalen Klimadiplomatie bestehen können.“
James Murombedzi, Direktor des Afrikanischen Zentrums für Klimapolitik, unterstrich das bestehende Paradox: „Afrika trägt weniger als 5 % zu den weltweiten Emissionen bei, leidet jedoch überproportional unter den Folgen des Klimawandels. Dennoch erhält der Kontinent weniger als 15 % der weltweiten Klimafonds, von denen die meisten Kredite statt Zuschüsse sind.“ Diese Klimagerechtigkeitslücke – dass die am wenigsten Verantwortlichen den höchsten Preis zahlen und gleichzeitig am wenigsten Unterstützung erhalten – ist eine der größten Herausforderungen.
Strategische Vorbereitung auf die COP30
Die Konferenz in Addis Abeba ist kein isoliertes Ereignis, sondern Teil einer gezielten diplomatischen Abfolge. Sie dient als technische Plattform für den zweiten Afrikanischen Klimagipfel (ACS2), der vom 8. bis 10. September ebenfalls in Addis Abeba stattfinden wird. Die Ergebnisse der CCDA-XIII fließen direkt in die afrikanische Position bei der COP30 in Belém, Brasilien, ein.
Ziel ist es, einen geschlossenen afrikanischen Auftritt mit konkreten und quantifizierten Vorschlägen zu präsentieren. Die Konferenz soll ein Positionspapier erarbeiten, das die Empfehlungen in fünf Schwerpunktbereichen bündelt:
- Klimagovernance und institutionelle Vorbereitung
- natur- und technologiegestützte Lösungen
- Anpassung, Resilienz sowie Verluste und Schäden
- Klimafinanzierung
- gerechter Übergang
Afrikanische Lösungen für die Welt
Afrika begnügt sich nicht länger damit, Hilfe einzufordern. Der Kontinent präsentiert innovative Lösungen mit globaler Strahlkraft. Neben der Green-Legacy-Initiative werden weitere ambitionierte Projekte hervorgehoben: der Staudamm der Großen Äthiopischen Renaissance (GERD) für saubere Energie, Initiativen zur elektrischen Mobilität oder auch Kreislaufwirtschaftsprojekte der Afrikanischen Entwicklungsbank.
Die erwartete Teilnahme von mehr als 20 000 Akteuren – darunter Staats- und Regierungschefs, Klimaexperten, Finanzinstitutionen und Vertreter der Privatwirtschaft – am Afrikanischen Klimagipfel zeigt das wachsende Interesse an afrikanischen Lösungen.
Anthony Nyong, Direktor für Klimawandel und grünes Wachstum bei der Afrikanischen Entwicklungsbank, betonte: „Die Zeit der Worte ist vorbei; die Zeit für mutiges und inklusives Handeln ist gekommen.“ Auch die brasilianische Klima-Jugendbotschafterin bei der COP30, Marcele Oliveira, die in Addis Abeba anwesend war, eindringlich: „Wir sind nicht nur die Zukunft; wir sind die Gegenwart – wir eröffnen den Weg für Klimahandeln und schaffen neue Möglichkeiten.“
Organisation der Konferenz
Die CCDA-XIII wird gemeinsam organisiert von ClimDev-Africa – einer Partnerschaft zwischen der Afrikanischen Union (AU), der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika (UNECA) und der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) – in Zusammenarbeit mit der Panafrikanischen Allianz für Klimagerechtigkeit (PACJA) sowie weiteren Partnern.
(Quelle: afrik.com)