
Zwei Jahre nach dem Tod von Jewgeni Prigoschin, dem Chef der Wagner-Gruppe, und der Übernahme ihrer Aktivitäten durch den Kreml, setzen sich die russischen Einflussoperationen auf dem afrikanischen Kontinent fort. Das zeigt eine Untersuchung von RFI und dem Kollektiv All Eyes on Wagner.
Am 7. August 2025 wurden in Luanda, der Hauptstadt Angolas, zwei russische Staatsbürger nach gewaltsamen Protesten gegen steigende Treibstoffpreise festgenommen. Ihnen wird kriminelle Vereinigung, Urkundenfälschung, Terrorismus und Terrorismusfinanzierung vorgeworfen, da sie ein Desinformations- und Propagandanetzwerk rekrutiert und aufgebaut haben sollen, das die Demonstrationen anstacheln und finanzieren sollte.
Dieser Fall wirft ein Schlaglicht auf die neuen russischen Einflussmethoden auf dem Kontinent. Einer der beiden in Luanda Festgenommenen heißt Lew Lakschtanow, und er scheint die Operation geleitet zu haben, erklärt die RFI-Journalistin Carol Valade.
Der 64-jährige Lakschtanow ist Gründer von Farol, einer NGO für kulturelle Zusammenarbeit mit den lusophonen Ländern – gefördert von Rossotrudnitschestwo, der offiziellen Agentur für russische Kulturdiplomatie, die von Dmitri Medwedew gegründet wurde. Diese Agentur beaufsichtigt unter anderem das Netzwerk der russischen Kulturzentren und hatte sogar geplant, dieses Jahr eine Zweigstelle in Luanda zu eröffnen. Lakschtanow lebte in Brasilien, schloss dann seine Organisationen und verließ Russland zur Zeit der Mobilmachung für den Krieg in der Ukraine. Danach ging er in die Vereinigten Arabischen Emirate, bevor er in Luanda wieder auftauchte.
Mit einem Touristenvisum eingereist, ließ sich Lakschtanow gemeinsam mit seinem Kollegen Igor Rachtin im Stadtviertel Gamek nieder. Sie gaben sich als Journalisten aus und nahmen Kontakt zu Buka Tanda auf, einem Russisch sprechenden Funktionär der Jugendbewegung der Unita, der wichtigsten Oppositionspartei Angolas – unter dem Vorwand, eine Dokumentation zu drehen und ein Kulturzentrum zu eröffnen. Tanda stellte ihnen seinen Cousin vor, einen Journalisten des staatlichen Fernsehens.
Gemeinsam führten sie bezahlte Interviews mit Politikern sowie eine Meinungsumfrage über die Wahrnehmung Russlands in Angola durch, bevor sie verhaftet und beschuldigt wurden, hinter den Protesten gegen die Treibstoffpreiserhöhungen zu stecken.
Moskaus Strategien: „diskreter, aber aktiver denn je“
Das Szenario von Luanda ähnelt stark den Ereignissen, die sich fast ein Jahr zuvor im Tschad abspielten. Im September 2024 wurden drei Russen und ein Weißrusse von den Geheimdiensten in N’Djamena festgenommen. Unter ihnen befanden sich Maxim Schugalej und Samir Seyfan, zwei bekannte Figuren der Wagner-Einflussoperationen in Afrika. Sie gaben sich als Investoren aus. Schugalej und Seyfan mieteten ein Gebäude, nahmen Kontakt zu Politikern auf, sammelten Informationen über die Wirtschaft des Landes und begannen, ein Netzwerk russischsprachiger Tschader aufzubauen.
Die beiden anderen Mitglieder der Gruppe traten als Journalisten auf. Zunächst lockten sie tschadische Kollegen mit Finanzierungen und Fortbildungen. Doch schon bald forderten sie diese auf, gegen Bezahlung prorussische Artikel zu veröffentlichen. Sie wurden schließlich bei der Einweihung eines russischen Kulturhauses verhaftet, das sie im Auftrag von Rossotrudnitschestwo organisiert hatten.
Die beiden Fälle – in Angola und im Tschad – zeigen, dass die neuen russischen Einflussstrategien in Afrika „heute diskreter, aber aktiver denn je sind, dass sie sich ausweiten und professionalisieren“, so Lou Osborn vom Kollektiv All Eyes on Wagner.
Diese Strategien stützen sich auf die Plattform African Initiative, die den Einsatz von Africa Corps begleitet – einer Einheit, die die früheren Wagner-Strukturen unter Kreml-Kontrolle vereint. Außerdem greifen sie auf eine Vielzahl privater Akteure und politischer Berater zurück, die früher mit dem Wagner-Netzwerk oder russischen Geheimdiensten verbunden waren – ein Expertenpool, den westliche Staaten und die angolanische Polizei unter dem Namen Africa Politology bezeichnen.
Heute weiß man: Der Tschad und Angola gehören zu Moskaus Zielen. Offen bleibt, welche Länder als Nächstes folgen.