
In Kamerun sorgt eine Wahlempfehlung für Aufsehen, mit der niemand gerechnet hatte. Brenda Biya, die einzige Tochter des Präsidenten Paul Biya, ruft in einem inzwischen viral gegangenen Video dazu auf, bei der kommenden Wahl nicht für ihren Vater zu stimmen. Sie erklärt, er habe dem Volk großen Schaden zugefügt. Die Affäre sorgt in den Reihen der Macht für Aufruhr. Paul Biya kandidiert bei der Präsidentschaftswahl am 12. Oktober 2025 erneut für sein eigenes Amt, berichtet RFI.
In dem auf der Plattform TikTok veröffentlichten Video, offenbar aus einem Hotelzimmer aufgenommen, zählt Brenda Biya eine Reihe von Misshandlungen auf, von denen sie nach eigenen Angaben betroffen sei. Sie spricht von Vernachlässigung durch ihre Angehörigen und prangert Misshandlungen an, die aus ihrer eigenen Familie stammen sollen.
Die Schilderungen ihrer persönlichen Situation nehmen plötzlich eine politische Wendung, als die 27-Jährige sagt: „Wählt nicht Paul Biya. Er hat viele Menschen leiden lassen, auch seine eigene Familie. Ich hoffe, dass wir einen anderen Präsidenten bekommen.“
Diese Äußerung, mitten im Vorwahlkampf zur Präsidentschaftswahl im Oktober, verbreitete sich rasend schnell. Oppositionelle Kräfte nahmen die Botschaft positiv auf und betonten den Mut Brenda Biyas, die ihrem Vater und seiner Macht damit öffentlich die Unterstützung entzieht.
Bereits im Juli 2024 hatte Brenda Biya in einem anderen Video öffentlich ihre Homosexualität bekanntgegeben – in einem Land, das für seine Repressionen gegen sexuelle Minderheiten bekannt ist. Der Sprecher der Regierungspartei RDPC, Patrick Rifoe, verurteilte nun „die Niedertracht, die darin besteht, das Leid einer jungen Frau – selbst, wenn sie die Tochter des Präsidenten ist – für politische Zwecke auszuschlachten“. Zugleich wertete er Brenda Biyas Aussagen als Ausdruck „des demokratischen Charakters der Präsidentenfamilie“.