Kamerun: Paul Biya – eine achte Kandidatur … zu viel

Kamerun: Paul Biya – eine achte Kandidatur … zu viel
Bild KI-generiert

Der kamerunische Präsident Paul Biya hat seine Kandidatur für eine achte Amtszeit bekannt gegeben – im Alter von 92 Jahren und nach fast 43 Jahren an der Macht. Die nüchterne Erklärung über soziale Netzwerke durchbricht die internen Gepflogenheiten seiner eigenen Partei, der Demokratischen Sammlungsbewegung des kamerunischen Volkes (RDPC), und bestätigt einmal mehr die Verfestigung einer hyperpersonalisierten Macht, die gegenüber demokratischen Übergängen verschlossen und gegenüber politischen Erneuerungen resistent ist.

Im Grunde ist die Ankündigung alles andere als eine Überraschung. Seit Wochen häuften sich die Vorzeichen für einen weiteren Antritt: diskrete Treffen von Parteigrößen, Mobilisierung regionaler Machtstützen, doppeldeutige Aussagen von Ministern. Und doch bleibt der Schock bestehen – denn diese Kandidatur verkörpert eine Form von politischer Verbissenheit, die den Gesetzen der Biologie, des Anstands und der Geschichte zu trotzen scheint.

Ein erstarrtes Machtsystem
Was ist von einer achten Amtszeit anderes zu erwarten als die Fortsetzung eines ausgelaugten Systems? Seit 1982 lebt Kamerun unter einer fest verriegelten Machtstruktur, geprägt von Stillstand, Menschenrechtsverletzungen, autoritärer Zentralisierung und einer überalterten politischen Elite. Die Langlebigkeit des Staatschefs ist längst kein Beweis für Stabilität mehr, sondern ein Symptom tiefer demokratischer Blockade. Während in anderen Teilen Afrikas junge, dynamische, mitunter chaotische, aber oftmals belebende Übergänge stattfinden, bleibt Kamerun eingefroren – wie gefangen in einer Geschichte, die sich weigert, voranzuschreiten.

Die vom Präsidenten vorgebrachte Begründung, er habe „den eindringlichen Bitten“ aus den zehn Regionen des Landes und der Diaspora „stattgegeben“, klingt wie ein altbekannter Refrain. Sie beruht auf der überholten Rhetorik des „Volkes, das seinen Anführer verlangt“ – einer klassischen Legitimierungsstrategie abgewirtschafteter Machtsysteme. Doch sie vermag nicht zu verbergen, dass dieser Machtapparat selbst in den eigenen Reihen zunehmend infrage gestellt wird. Jüngste Abspaltungen – etwa von Issa Tchiroma Bakary oder Bello Bouba Maïgari – zeigen, dass der von den Staatsmedien propagierte Einheitswille den inneren Rissen des Regimes nicht mehr standhält.

Ein beunruhigender nationaler Kontext
Die Kandidatur Paul Biyas erfolgt zudem in einem angespannten politischen und sicherheitspolitischen Kontext. Die anglophone Krise im Nordwesten und Südwesten des Landes zieht sich weiter hin – begleitet von Gewalt, Übergriffen und Vertreibungen. Das Land steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen, einer frustrierten Jugend und einer erstarrten Verwaltung. Angesichts dieser Realität wirken Biyas Versprechen von „Sicherheit“ und „Wohlstand“ wie eine wenig glaubwürdige Floskel – die von ihm beschworenen „sichtbaren und geschätzten Ergebnisse“ sind für den Großteil der Kameruner kaum noch zu erkennen.

Statt das Land auf einen friedlichen, inklusiven und modernen Übergang vorzubereiten, setzt Paul Biya auf den Erhalt des Status quo – auf das ewige politische „Weiter so“. Damit beraubt er Kamerun einer historischen Chance zur Erneuerung. Wieder einmal weicht er der Debatte über politische Nachfolge, Wahltransparenz und institutionelle Erneuerung aus. Er verlängert eine Ära, in der Wahlen von vornherein als entschieden gelten – mit einer unterdrückten, aber sich neu organisierenden Opposition, vertreten durch Persönlichkeiten wie Maurice Kamto oder Cabral Libii.

Das kamerunische Volk verdient mehr als einen Wahlkampf, der sich einzig um die Figur eines Mannes dreht, dessen Amtszeit längst die vieler Monarchen überdauert hat. Es verdient eine echte Wahl – mit echter demokratischer Wahlfreiheit. Die Zeit ist reif für Kamerun, den Zyklus ewiger Kandidaturen zu durchbrechen und eine lebendige Demokratie aufzubauen, die Jugend, Frauen, Regionen einbindet und die Zukunft denkt – statt an einem festgefrorenen Gestern festzuhalten.

Paul Biya mag sich erneut zur Wahl stellen. Doch die Geschichte wiederholt sich nie ganz. Vielleicht wird sie ihn am Ende doch noch überholen. (Quelle: afrik.com)