
Während mehrere afrikanische Staaten ihre Partnerschaften mit China und Russland vertiefen und andere zögern, sich klar zu positionieren, geht Kenia entschlossen den Weg, seinen Einfluss in Washington auszubauen. Der ostafrikanische Staat hat einen hochrangigen Lobbyvertrag mit der US-Firma Continental Strategy LLC abgeschlossen, die von Carlos Trujillo, einem ehemaligen Beamten der Trump-Regierung, geleitet wird.
Nach Angaben von Unterlagen des US-Justizministeriums gemäß dem Foreign Agents Registration Act (FARA) wurde die Vereinbarung am 6. August 2025 geschlossen und am 8. August registriert.
Der Vertrag nennt die Republik Kenia als ausländischen Auftraggeber und verpflichtet Nairobi zu einer monatlichen Pauschale von 175.000 US-Dollar (umgerechnet 23–27 Millionen kenianische Schillinge), zuzüglich Reise- und Nebenkosten.
Vertragsinhalte zwischen Kenia und den USA
Laut der Daily Nation sieht das Mandat vor, dass Continental Strategy Lobbyarbeit und Beratung im Bereich Regierungsbeziehungen „auf Bundesebene“ leistet, einschließlich direkter Kontakte zu US-Politikern, Verbreitung von Informationsmaterial und Interessenvertretung in Fragen des Handels, der Sicherheit und der Diplomatie.
Für Kenia unterzeichnete Korir Sing’oei, Staatssekretär im Außenministerium, während Trujillo sowie die Senior-Partner Alberto Martinez, Alejandro Garcia und John Barsa aufseiten der Firma unterschrieben.
Auf ihrer Website betont Continental Strategy ihre „umfassenden Kenntnisse des Weißen Hauses, des Kongresses und föderaler Behörden“, darunter die Ministerien für Außenpolitik, Finanzen, Heimatschutz und Verkehr.
Wachsende Bedenken in den USA
Der Vertrag kommt zu einem Zeitpunkt, da Kenias Außen- und Innenpolitik in Washington zunehmend kritisch betrachtet wird.
US-Senator Jim Risch, ranghohes republikanisches Mitglied im außenpolitischen Ausschuss des Senats, brachte kürzlich eine Ergänzung zum National Defense Authorization Act (Verteidigungshaushalt 2026) ein. Sie fordert eine Überprüfung von Kenias Status als „Major Non-NATO Ally“ (wichtiger Nicht-NATO-Verbündeter). Die Änderung verlangt eine Neubewertung von Nairobis Kooperation im Anti-Terror-Kampf, seiner Leitung der Friedensmission in Haiti sowie der wachsenden Beziehungen zu China, Russland und Iran. Zudem werden mögliche Verbindungen zu den sudanesischen Rapid Support Forces (RSF) und der somalischen Al-Shabaab-Miliz thematisiert.
Kritiker im US-Kongress warfen Kenia außerdem vor, dass sein Finanzsystem von sanktionierten Akteuren ausgenutzt werden könne und US-Sicherheitsunterstützung womöglich mit Menschenrechtsverletzungen bei den jüngsten Anti-Regierungsprotesten in Verbindung stehe.
Ein hochrangiger US-Botschaftsvertreter in Nairobi relativierte den Vorstoß jedoch und betonte, es handele sich um eine Initiative des „gesetzgebenden Arms, nicht der Exekutive“, die möglicherweise nicht verabschiedet werde.
Kritik in Kenia und Verteidigung der Regierung
Die hohen Kosten des Vertrags lösten in Kenia breite Empörung aus. Viele Bürger halten die Ausgaben angesichts der angespannten Wirtschaftslage für überzogen.Der Governance-Analyst Dr. Kenneth Ombongi warnte, dass der Einsatz von Steuergeldern ohne Zustimmung des Parlaments die Rechenschaftspflicht untergraben könnte und forderte eine gründliche Prüfung. Unterdessen erklärte Trujillo, ehemaliger US-Botschafter bei der Organisation Amerikanischer Staaten, dass die Ergebnisse unsicher seien. Lobbyaussagen seien mit Vorsicht zu betrachten und eher Meinungen als Versprechen.
Trotz Kritik verteidigte Premierminister Musalia Mudavadi den Vertrag als strategische Investition zur Stärkung der bilateralen Beziehungen, zur Förderung von Tourismus und Handel sowie zur Durchsetzung kenianischer außenpolitischer Ziele.
In einer Erklärung vom Donnerstag, 28. August, wies Mudavadi Medienberichte über angebliche Unregelmäßigkeiten als „unpräzise und irreführend“ zurück. „Dies ist eine legitime Praxis von Regierungen weltweit. Sie dient der Förderung von Außenpolitik, Handel, Investitionen und Sicherheitsinteressen in Washington, D.C., wo der Wettbewerb um Sichtbarkeit hart und stark strukturiert ist.“ Mudavadi erinnerte zudem daran, dass bereits frühere kenianische Regierungen – von Jomo Kenyatta bis Uhuru Kenyatta – ausländische Lobbyisten beauftragt hätten. Der aktuelle Schwerpunkt liege auf den Nachverhandlungen des African Growth and Opportunity Act (AGOA) sowie der Sicherung internationaler Unterstützung für Kenias Führung der Haiti-Friedensmission.
Präsident William Ruto wird im September die USA besuchen, um an der 80. UN-Generalversammlung teilzunehmen – seinem ersten Auftritt unter der neuen Trump-Regierung. Die Reise gilt als frühzeitiger Test, ob sich Kenias kostspielige Lobby-Offensive in Washington auszahlt, während sich weite Teile Afrikas weiterhin stärker nach Osten orientieren. (Quelle: Newsletter Businessinsider)