
Siebenunddreißig Menschen sind am Sonntag in Safi an der Atlantikküste Marokkos ums Leben gekommen, nachdem es infolge heftiger Niederschläge zu plötzlichen Sturzfluten gekommen war, die in zahlreiche Wohnhäuser und Geschäfte eindrangen. Es handelt sich um die höchste Opferzahl bei Unwettern dieser Art im Land seit einem Jahrzehnt, berichtet RFI.
In Marokko haben sintflutartige Regenfälle am späten Nachmittag des 14. Dezember tödliche Überschwemmungen verursacht. Betroffen war die Stadt Safi an der Atlantikküste, etwa 250 Kilometer südlich von Casablanca.
Nach Angaben der lokalen Behörden kamen 37 Menschen ums Leben. Es sei die schlimmste Katastrophe dieser Art in Marokko seit mindestens zehn Jahren, berichtet der RFI-Korrespondent in Casablanca, Matthias Raynal.
Für die 300.000 Einwohner zählende Stadt war das Erwachen entsprechend schmerzhaft. Die wenige Stunden zuvor aufgenommenen Bilder zeugen von der Gewalt des Wetterphänomens, das die Hafenstadt getroffen hat. Gewitterartige Regenfälle gingen über Safi nieder und verursachten laut lokalen Behörden innerhalb von nur einer Stunde heftige Überschwemmungen. In von Anwohnern aufgenommenen Videos sind Straßen zu sehen, die sich in reißende, schlammige Flüsse verwandelt haben und alles mit sich rissen, was ihnen in den Weg kam.
Neben den Todesopfern gibt es Dutzende Verletzte. 14 Menschen werden weiterhin im Krankenhaus behandelt, darunter zwei auf der Intensivstation, wie aus der jüngsten Mitteilung der Behörden hervorgeht.
„Alle stehen unter Schock“
Es ist die höchste Opferzahl bei Überschwemmungen in Marokko seit mindestens 2014. Damals kamen im Süden des Landes, in der Region Sidi Ifni–Guelmim, 47 Menschen ums Leben.
Diese Zahl könnte in Safi noch überschritten werden, denn die Lage der Betroffenen bleibt sehr prekär. Zahlreiche Straßen in und um die Stadt sind abgeschnitten. Die Schulen blieben heute geschlossen.
Eine von RFI kontaktierte Einwohnerin berichtet, dass der Oued, der Flusslauf, der durch die Stadt führt, über die Ufer getreten ist. Das Wasser sei auf fast drei Meter Höhe gestiegen, 70 Gebäude und Häuser seien betroffen.
Die Bewohner der Medina stehen an diesem Morgen noch immer unter dem Eindruck dessen, was sie erlebt haben, so auch Yassine, der von Guillaume Thibault interviewt wurde: „Alle sind schockiert, denn man sieht Menschen sterben, das ist schwer zu ertragen. Es ist die alte Medina. Diesmal ist es außergewöhnlich. Der Anstieg des Wassers ging sehr schnell: zwischen 14.30 Uhr und 16.30 Uhr, also ungefähr zwei Stunden Regen und Donner. Das Wasser ist völlig unerwartet gestiegen. So etwas habe ich noch nie gesehen, niemals: Wasser, das in jede Straße eindringt, Autos, die zerstört werden. Der Zivilschutz ist eingeschritten. Die Menschen auch. Die Bewohner helfen einander. Das ist eine gute Sache.“
Spät am Sonntagabend war der Wasserstand bereits gesunken und hinterließ eine verwüstete Landschaft aus Schlamm und umgestürzten Autos. Hilfskräfte und der Zivilschutz arbeiteten daran, noch immer unter Wasser stehende Trümmer zu beseitigen.
Die Suche nach möglichen Vermissten wird fortgesetzt, während die Behörden alles daransetzen, den betroffenen Bevölkerungsgruppen Unterstützung und Hilfe zukommen zu lassen.