
In Marokko hat die Bewegung GenZ 212 am gestrigen Freitag erneut friedlich demonstriert. In Rabat und Casablanca verliefen die Sitzblockaden ruhig und bestätigten damit die Beruhigung der Lage seit dem Vortag – nach der von tödlicher Gewalt geprägten Nacht von Mittwoch. Wer sind diese jungen Marokkanerinnen und Marokkaner, die nun seit fast einer Woche protestieren und Reformen im Bildungs- und Gesundheitswesen fordern?
Wir betreten ein kleines Haus in einem Arbeiterviertel. Das Gebiet ist von der Polizei abgeriegelt, und die Verhaftungen der vergangenen Tage haben die Bewohner misstrauisch gemacht, berichtet der RFI-Korrespondent in Casablanca, Matthias Raynal.
„Ich weiß nicht, wer die Entscheidung getroffen hat, Gewalt gegen die Jugend anzuwenden, die lediglich ihre Rechte einfordert. Im Gegenteil – die Polizei sollte doch eigentlich die Demonstration sichern“, empört sich ein junger Mann.
Er möchte anonym bleiben; nennen wir ihn Rachid. Der 27-Jährige ist arbeitslos. „Alles, was ein Mensch zum Leben braucht, fehlt uns. Die Verantwortlichen sehen uns nicht – wir sind für sie unsichtbar, als würden wir gar nicht existieren!“
Fadil, sein Freund, hat andere Lebensumstände: Er hat eine gute Arbeitsstelle und verdient ordentlich. „Für mich, als Bürger, der dieses Land liebt, ist es meine Pflicht, auf die Straße zu gehen. Ich will eine bessere Zukunft für die kommenden Generationen – und eine gute Gegenwart für mich. Also ist es selbstverständlich, dass ich teilnehme.“
Fadil und Rachid betonen den friedlichen Charakter ihres Engagements. Sie nehmen seit Beginn der Bewegung GenZ 212 an allen Demonstrationen teil.