
Im Senegal wurde am Dienstag, dem 16. September, eine mit Migranten überfüllte Piroge, die auf dem Weg nach Europa war, vor der Küste von Dakar gerettet. Ihr Kapitän hatte die Passagiere zuvor ihrem Schicksal überlassen. Ein senegalesischer Fischer entdeckte das Boot und schlug Alarm, berichtet RFI.
Der Fischer, Moussa Diallo, bemerkte das treibende Boot rund zehn Kilometer vor der Küste, während er selbst auf See war. Das Boot voller Passagiere hatte keinen Motor mehr. Nach seinen Angaben hatte der Kapitän das Boot verlassen und mehr als hundert Menschen an Bord zurückgelassen.
Moussa Diallo informierte einen anderen Fischer, der die Gendarmerie verständigte. Kurz darauf kam die Marine den erschöpften Passagieren zu Hilfe. Das Boot wurde anschließend bis zum Strand von Ouakam in Dakar eskortiert. Die 112 Passagiere wurden festgesetzt, sie sind wohlauf, aber völlig entkräftet. Einer von ihnen wurde ins Krankenhaus gebracht.
Ein Passagier berichtete, dass sie aus dem benachbarten Gambia gekommen seien und vor fünf Tagen aufgebrochen wären, um die Kanarischen Inseln zu erreichen. Zeugen vor Ort sagten, dass einige Personen – darunter auch Frauen – entkommen konnten, bevor die Gendarmerie sie festnehmen konnte. Es läuft eine Untersuchung, um zu klären, was genau passiert ist.
Beliebte, aber gefährliche Überfahrt
Die Abfahrten von den Küsten der Region haben seit Jahresbeginn nicht nachgelassen. Die Überfahrt bleibt für viele westafrikanische Migranten attraktiv – trotz der großen Gefahren. Seit Januar sind die Ankünfte auf den Kanarischen Inseln jedoch deutlich zurückgegangen: Rund 12.000 Personen im Vergleich zu mehr als 26.000 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Grund dafür sind verstärkte Kontrollen im Senegal, in Mauretanien und in Marokko.
Als Folge ändern die Migrationsströme ihre Route. Abfahrten von Pirogen in Richtung Spanien finden nun häufiger weiter südlich statt, insbesondere aus Guinea und Gambia. Doch auch an den senegalesischen Küsten bleibt die Lage angespannt. Trotz des Endes des Fischereiabkommens mit der EU sind die Fischbestände knapp, und viele Fischer sagen, dass sie von ihrem Beruf nicht mehr leben können.
An diesem Mittwoch erklärte einer der Fischer in Ouakam, dass er bei der nächsten Gelegenheit wieder in See stechen würde, um nach Europa zu gelangen – trotz aller Risiken.