Spanische Flaggen verschwinden von umstrittenen afrikanischen Inseln – Debatte über koloniale Ansprüche entfacht

Spanische Flaggen verschwinden von umstrittenen afrikanischen Inseln – Debatte über koloniale Ansprüche entfacht
Symbolbild

Das plötzliche Verschwinden spanischer Flaggen von den unbewohnten Inselchen „El Bar“ und „El Bahar“ vor der Mittelmeerküste Marokkos hat neue Spekulationen über Spaniens langjährige Ansprüche auf diese kleinen, aber symbolisch bedeutenden Gebiete ausgelöst.

Obwohl Madrid bislang keine offizielle Stellungnahme abgegeben hat, wird die stille Entfernung der Flaggen – eines Symbols staatlicher Souveränität im diplomatischen Kontext – von vielen Beobachtern als mögliches stilles Zurückweichen von Spaniens kolonial geprägter Dominanz über die seit über zwei Jahrzehnten umstrittenen Inseln gewertet.

Die felsigen Eilande, lokal bekannt als „El Bar“ (Erde-Insel) und „El Bahar“ (Meer-Insel), führten über zwanzig Jahre lang die spanische Flagge – ein ständiger diplomatischer Reibungspunkt zwischen Madrid und Rabat.

Trotz ihrer Unbewohntheit und Kargheit gelten die Inseln aufgrund ihrer strategischen Lage nahe Al Hoceima an der Mittelmeerküste als heikles Thema.

Marocco World News bestätigte kürzlich die Entfernung der Flaggen – ein Schritt, der weithin als symbolischer Rückzug Spaniens von seinen bisher hartnäckig vertretenen, wenn auch weitgehend symbolischen Ansprüchen über die Inseln gewertet wird.

Die Maßnahme ruft Erinnerungen an die Perejil-Insel-Krise von 2002 wach, als marokkanische Kräfte die Insel kurzzeitig besetzten und Spanien unter Premierminister José María Aznar mit der Militäroperation „Romeo-Sierra“ antwortete, um das Eiland kampflos zurückzuerobern. Die USA vermittelten damals in dem Konflikt – eine endgültige Klärung der Souveränität blieb jedoch aus.

Der aktuelle, diskrete Rückzug Spaniens deutet hingegen auf einen pragmatischeren Kurswechsel hin. Ohne öffentliche Erklärungen oder politisches Aufsehen könnte dieser Schritt Madrids Eingeständnis veränderter Machtverhältnisse in Nordafrika signalisieren, wo sich Marokko zunehmend diplomatisch profiliert.

Wie die argentinische Zeitung La Derecha Diario berichtet, erinnert die aktuelle Entwicklung stark an die Ereignisse vom 11. Juli 2002 auf der Perejil-Insel, als Spanien entschlossen militärisch reagierte. Seitdem hatte Madrid versucht, durch das Hissen von Flaggen symbolische Souveränität über ähnliche unbewohnte Eilande wie „El Bar“ und „El Bahar“ zu behaupten.

Obwohl es sich um winzige und unbewohnte Felsen handelt, besitzen diese Inseln strategische Bedeutung – allein schon wegen ihrer Lage vor Marokkos Nordküste.

Während Spanien weiterhin über Exklaven wie Ceuta und Melilla verfügt, könnte die stille Geste auch ein Versuch sein, diplomatische Spannungen mit Rabat abzubauen und symbolische Territorialkonflikte zugunsten praktischer Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Migration und Sicherheit zu relativieren.

Da sich weder die spanische noch die marokkanische Regierung zu den Gründen der Flaggenentfernung geäußert hat, bleibt Raum für unterschiedliche Interpretationen – von diplomatischer Deeskalation über strategische Neuausrichtung bis hin zu einem scheinbar administrativen Akt mit potenziell weitreichenden Folgen. (Quelle: Newsletter Businessinsider)