Südafrikas Regierung unter Druck: Wie gelangten „entmilitarisierte“ Hubschrauber nach Libyen?

Südafrikas Regierung unter Druck: Wie gelangten „entmilitarisierte“ Hubschrauber nach Libyen?
Symbolbild

Südafrika steht zunehmend unter politischem und diplomatischem Druck, nachdem Berichte bekannt wurden, dass vier als „entmilitarisiert“ deklarierte Aérospatiale-Gazelle-Hubschrauber, die aus dem Land exportiert worden waren, in Libyen wieder aufgetaucht sind – offenbar als Teil der Luftstreitkräfte von General Khalifa Haftars Libyscher Nationalarmee (LNA).

Damit gerät Südafrika erneut ins Visier der internationalen Öffentlichkeit: Die Hubschrauber, leichte Mehrzweckmaschinen französisch-britischer Bauart, sollen unter ziviler Registrierung exportiert worden sein – was ernste Fragen über die Kontrolle von Rüstungsgütern und Südafrikas wachsenden Ruf als Umschlagplatz für problematische Waffengeschäfte aufwirft.

Laut dem Fachportal DefenceWeb waren die Hubschrauber ursprünglich militärische Varianten, die in den britischen und französischen Streitkräften eingesetzt wurden. Sie wurden „entmilitarisiert“, nach Südafrika eingeführt und dort als zivile Flugzeuge neu registriert.

Ihre südafrikanischen Registrierungsnummern – darunter ZU-R00 und ZU-RZR – ermöglichten es den Eigentümern, die strengen Auflagen des National Conventional Arms Control Committee (NCACC), das militärische Exporte überwacht, zu umgehen.

Berichten zufolge waren die Maschinen für Jordanien bestimmt, wurden jedoch nach einem Tankstopp in Nairobi (Kenia) nach Bengasi – das Machtzentrum der LNA – umgeleitet. Flugaufzeichnungen deuten darauf hin, dass mindestens ein von der belarussischen Fluggesellschaft TransAvia Export Airlines betriebenes Frachtflugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 an den Transporten beteiligt war.

Chris Hattingh, Abgeordneter der Democratic Alliance (DA), forderte von Khumbudzo Ntshavheni, der Ministerin im Präsidialamt und Vorsitzenden des NCACC, eine umfassende Erklärung. Hattingh argumentierte, dass die Hubschrauber „ursprünglich für militärische Zwecke konstruiert“ worden seien und daher einer vollständigen Exportprüfung hätten unterzogen werden müssen. „Die Fluggeräte für Jordanien freizugeben, nur um sie später in Libyen wiederzufinden, stellt eindeutig eine Zweckentfremdung dar“, sagte er. Das Gesetz sei genau dazu da, solche Fälle zu verhindern.

Fragwürdige Waffengeschäfte
Dieser Vorfall reiht sich in eine Serie umstrittener Waffenexporte ein, die Südafrikas Rüstungsindustrie in den vergangenen Jahren in ein schlechtes Licht gerückt haben.

So berichtete Business Insider Africa bereits zuvor, dass in russischen Drohnen, die im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden, Bauteile südafrikanischer Herkunft gefunden wurden. Diese Enthüllung entfachte die internationale Sorge über Pretorias lasche Exportkontrollen erneut – insbesondere angesichts des Drucks westlicher Regierungen, Sanktionen einzuhalten und Neutralität zu wahren.

Nach Angaben von Military Africa wurde in dem aktuellen Fall eine rechtliche Lücke ausgenutzt: Die zivile Registrierung ehemals militärischer Geräte ermöglicht es Exporteuren, die Überprüfung durch sogenannte Endverbleibserklärungen (End-User Certificates, EUC) zu umgehen.

Als Reaktion darauf kündigte das südafrikanische Verkehrsministerium eine Untersuchung aller Flüge des Typs Il-76 im laufenden Jahr an, um festzustellen, ob weitere militärische Güter auf ähnlichem Wege exportiert wurden.

Da der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Mai 2025 das Waffenembargo gegen Libyen verlängerte und Frankreich am 14. Oktober erneut „volle Einhaltung“ forderte, steht Südafrikas Ruf als verantwortungsbewusster Waffenexporteur einmal mehr auf dem Spiel – gefangen zwischen wirtschaftlichen Interessen, politischer Intransparenz und wachsender Ungeduld der internationalen Gemeinschaft über wiederholte Verstöße. (Quelle: Newsletter Businessinsider)