
Adolf Hitler Uunona hat soeben seine fünfte Wahl in Folge im Wahlkreis Ompundja gewonnen und damit ein einzigartiges politisches Phänomen bestätigt: In Namibia verkörpert ein Mann, der den Namen des größten Verbrechers des 20. Jahrhunderts trägt, paradoxerweise die demokratische Reife und die historische Überwindungsfähigkeit einer Nation, die vom deutschen Kolonialismus geprägt ist.
Der perfekte Anti-Hitler
Mit rund 85 % der Stimmen – dem gleichen Ergebnis wie 2020 – trotzt Adolf Hitler Uunona sämtlichen westlichen Erwartungen. Als früher Anti-Apartheid-Aktivist und Mitglied der sozialistischen SWAPO steht der 59-Jährige in jeder Hinsicht im Gegensatz zu seinem Namensvetter: Während Hitler die rassische Überlegenheit propagierte, bekämpfte Uunona das südafrikanische System der Rassentrennung. Während der „Führer“ extremistische Gewalt verkörperte, pflegt der namibische Lokalpolitiker Konsens und politische Mäßigung.
Diese Ironie der Geschichte wurzelt im deutschen Kolonialerbe (1884–1915), das tiefe Spuren in der namibischen Onomastik – der Wissenschaft der Eigennamen – hinterlassen hat. Germanische Vornamen wie Adolf sind noch immer verbreitet, ein Zeugnis einer Epoche, in der die Kolonisation kulturelle Codes aufzwang, deren traumatische historische Bedeutung den lokalen Bevölkerungen nicht immer bewusst war.
Die Last eines viralen Namens
Hinter dieser wiederkehrenden medialen Kuriosität verbirgt sich jedoch wachsende Müdigkeit. Uunona hat kürzlich den Namen „Hitler“ von seinem Ausweis entfernen lassen – ein symbolischer Schritt eines Mannes, der es leid ist, auf eine sprachliche Anomalie reduziert zu werden. „Ich heiße nicht Adolf Hitler, sondern Adolf Uunona“, betont er inzwischen, um die Kontrolle über seine eigene Geschichte zurückzugewinnen.
Diese Ermüdung offenbart eine tiefe Diskrepanz zwischen der westlichen Wahrnehmung, die vom Symbol besessen ist, und der namibischen Realität, in der die Wähler den Menschen nach zwanzig Jahren öffentlicher Arbeit beurteilen – nicht nach einem geerbten Nachnamen. Im kleinen Wahlkreis Ompundja mit weniger als 5 000 Einwohnern ist Uunona vor allem der Lokalvertreter, der sich um alltägliche Bedürfnisse kümmert, nicht eine virale Kuriosität für soziale Netzwerke.
Ein Spiegel namibischer Widersprüche
Der Fall Uunona kristallisiert die Paradoxien eines Landes heraus, das zwischen seinen vielfältigen Erbschaften zerrissen ist. Dasselbe Namibia, das erst 2021 die deutsche Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama (1904–1908) erhielt, ist auch das Land, in dem einige deutschsprachige Gemeinschaften sich noch in den 1970er Jahren mit „Heil Hitler“ grüßten. In diesem komplexen Kontext kann ein namibischer Adolf Hitler scheinbar widerspruchsfrei die antikoloniale und panafrikanische Emanzipation verkörpern.
Seine politische Laufbahn illustriert zudem die Entwicklung der SWAPO selbst: vom radikalen Befreiungsbewegungskampf hin zu einer gemäßigten Regierungspartei, die sich von revolutionärer Rhetorik zu pragmatischer Verwaltungsführung entwickelte. Uunona, mit seiner konsensorientierten Mäßigung, verkörpert diese namibische Entwicklung hin zur demokratischen Normalisierung perfekt.
Die triumphale Wiederwahl Uunonas ist eine Lehre über die Fähigkeit von Gesellschaften, toxische Symbole zu überwinden. In einer Welt, in der identitätspolitische Kontroversen aufgrund eines unbedachten Tweets eskalieren, zeigen die Wähler von Ompundja, dass es möglich ist, den Menschen von seinem Namen zu trennen – und politische Handlung von unfreiwilligem historischem Erbe. (Quelle: afrik.com)
P.S. Mittlerweile heißt er nicht mehr Hitler, er hat inzwischen diesen zweiten Vornamen von seinen offiziellen Dokumenten entfernen lassen. Sein Vater habe bei der Namensgebung nicht gewusst, wer Adolf Hitler gewesen sei, sagte er.