Immer mehr Ministerien in Algerien geben bekannt, in Zukunft auf das Französische zu verzichten. Sie reagieren damit auf eine Stimmung in der Bevölkerung, handeln aber auch aus Kalkül.
Da sitzt die algerische Kulturministerin Wafaa Chaalal im Fernsehen und ringt nach Worten. Das Gespräch ist auf Arabisch – und es ist kein Geheimnis, dass Algerier dann gerne ins Französische wechseln oder zumindest so viele französische Vokabeln integrieren, dass sie das Arabische schnell überlagern. Die ägyptische Moderatorin spricht die Ministerin auf den starken Einfluss des Französischen in ihrem Heimatland an. Sie kenne viele Algerier, die mehr Französisch als Arabisch sprechen, sagt sie, dabei immer freundlich lächelnd.
Die Ministerin begründet das mit dem starken französischen Einfluss im Bildungsbereich. Dann sagt sie: „Wir denken auf Französisch und sprechen Arabisch. Deshalb fallen uns einige Worte nicht so schnell ein.“ Die Moderatorin versteht nicht ganz, versucht zu korrigieren: „Ihr denkt auf Arabisch und sprecht auf Französisch.“ Nein, umgekehrt, sagt die Kulturministerin. So richtig glauben will ihr die Moderatorin das nicht. Ihre nächste Frage, inwieweit sich das französische vom arabischen Denken unterscheide, muss sie streichen. Ist der Ministerin zu heikel.
Lesen Sie HIER den Beitrag in der Süddeutschen Zeitung.