Afrikas Filmindustrie: Potenzial bleibt laut UNESCO „weitgehend ungenutzt“

Afrikas Filmindustrie: Potenzial bleibt laut UNESCO "weitgehend ungenutzt“Das Potenzial des afrikanischen Kinos bleibt weitgehend ungenutzt, obwohl die Produktion auf dem gesamten Kontinent erheblich gestiegen ist, so ein neuer Bericht, der diese Woche von der UNESCO veröffentlicht wurde. „The Film Industry in Africa: Trends, Challenges and Opportunities for Growth“ (Die Filmindustrie in Afrika: Trends, Herausforderungen und Wachstumschancen) stellt zum ersten Mal die Film- und audiovisuelle Industrie auf dem gesamten Kontinent dar. Die Studie soll der Filmindustrie und den politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation vorzunehmen und strategisch für künftiges Wachstum zu planen.

„Diese UNESCO-Publikation über die Filmindustrie in Afrika unterstreicht das große Potenzial des afrikanischen audiovisuellen Sektors, sowohl im Hinblick auf Kreativität als auch auf Wachstum“, sagte UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay anlässlich der Veröffentlichung.

Nach Angaben der UN-Agentur beschäftigt der Sektor derzeit etwa 5 Millionen Menschen und trägt mit 5 Milliarden Dollar zum BIP in Afrika bei. Auch die Produktion in Ländern wie Nigeria beläuft sich auf fast 2.500 Filme pro Jahr.

Die Publikation enthält politische Empfehlungen, die dem Sektor helfen sollen, sein volles Potenzial auszuschöpfen, das es ihm ermöglichen würde, mehr als 20 Millionen Arbeitsplätze zu schaffen und einen Beitrag von 20 Milliarden Dollar zum gesamten BIP des Kontinents zu leisten.

Meinungsfreiheit, Piraterie und Internetzugang als Hindernisse
Die UNESCO berichtet, dass billige digitale Filmausrüstungen und Online-Plattformen, die einen direkten Vertrieb an die Verbraucher ermöglichen, eine neue Wirtschaft für die Urheber von Inhalten geschaffen haben.

Allerdings kommt in Afrika nur eine Kinoleinwand auf 787.402 Menschen, womit Afrika der Kontinent mit der geringsten Anzahl an Kinos ist, wie der Bericht zeigt.

Die Piraterie ist ein weiteres großes Problem für die Branche. Obwohl keine genauen Daten vorliegen, schätzt der Bericht, dass sie die Film- und audiovisuelle Industrie zwischen 50 % und mehr als 75 % ihrer Einnahmen kostet. Der Bericht hebt auch hervor, dass nur 19 von 54 afrikanischen Ländern (34 %) Filmemacher finanziell unterstützen.

Die Studie zeigt auch immer wiederkehrende Herausforderungen für die Branche auf, darunter das Recht auf freie Meinungsäußerung: In 47 Ländern berichten Fachleute des Sektors über Beschränkungen der Themen, die sie in ihrer Arbeit behandeln können.

Bildung, Ausbildung und Zugang zum Internet wirken sich auch auf die afrikanische Film- und audiovisuelle Industrie aus.

Azoulay forderte eine stärkere internationale Zusammenarbeit, um Filmemachern aus allen Ländern die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken und eine lebensfähige und wettbewerbsfähige Kultur- und Kreativwirtschaft zu entwickeln. (UN)