
Sie durchqueren Savannen, Berge und tropische Regenwälder – oft im Verborgenen –, um das zu bewahren, was von der Wildnis Afrikas noch übrig ist. Ranger sind auf dem Kontinent die Wächter eines gefährdeten Naturerbes. Ihre Aufgabe ist ebenso essenziell wie gefährlich: Sie kämpfen gegen Wilderei, organisierte Kriminalität, extreme Wetterbedingungen und die Folgen des Klimawandels. Hinter den Uniformen stehen engagierte Frauen und Männer – darunter die „Löwinnen“ Kenias –, die ein Berufsbild neu definieren, das lange Zeit Männern vorbehalten war. Ihr Mut stellt die zentrale Frage nach dem Zusammenleben von Mensch und Natur.
31. Juli: Würdigung zum Welttag der Ranger
Jedes Jahr am 31. Juli wird mit dem Welttag der Ranger all jenen gedacht, die sich für den Schutz des natürlichen und kulturellen Erbes unseres Planeten einsetzen. Zugleich ist es ein Tag der Erinnerung an jene, die bei ihrer Arbeit verletzt oder getötet wurden. In Afrika stehen Ranger an vorderster Front im Kampf gegen Elfenbeinhandel, bewaffnete Wilderer, extreme Umweltbedingungen und den zunehmenden Druck auf empfindliche Ökosysteme. Ihre oft übersehene Arbeit ist für das Überleben zahlreicher Arten von entscheidender Bedeutung.
Ein Hochrisikoberuf
Ranger in Afrika zu sein bedeutet weit mehr als Patrouillengänge durch die Wildnis. Es bedeutet, täglich das eigene Leben zu riskieren. Konfrontationen mit schwer bewaffneten Wilderern, Angriffe durch Wildtiere, stundenlange Märsche bei extremer Hitze und dauerhafter psychischer Stress gehören zum Alltag. Laut der Internationalen Ranger-Föderation (IRF) wurden in den letzten zehn Jahren weltweit über 1.000 Ranger getötet – der Großteil davon in Afrika. Viele weitere wurden verletzt oder leiden unter langfristigen Traumata.
Trotz der lebenswichtigen Bedeutung ihrer Arbeit fehlt es vielen Rangern an adäquater Ausrüstung, sie erhalten nur geringe Löhne und haben kaum Zugang zu medizinischer oder psychologischer Hilfe. Umso bedeutender sind Geschichten wie die der „Löwinnen“, einer rein weiblichen Einheit von Maasaï-Rangerinnen, die 2019 vom International Fund for Animal Welfare (IFAW) in Kenia ins Leben gerufen wurde.
Schutz für rund 2.000 Elefanten
Heute patrouillieren 17 Frauen gemeinsam mit 70 männlichen Kollegen im Gebiet des Olgulului-Olarashi Group Ranch (OOGR) nahe des berühmten Amboseli-Nationalparks an der Grenze zu Tansania. Ihre Aufgabe: den Schutz von rund 2.000 Elefanten und zahlreichen weiteren Wildtieren in einem einzigartigen Ökosystem, das Amboseli, Tsavo und den Kilimandscharo verbindet.
Eine gewaltige Herausforderung in einer Region, in der die Konflikte zwischen Mensch und Tier zunehmen – bedingt durch Bevölkerungswachstum und den Klimawandel. Doch für diese Frauen geht es nicht nur um körperliche Anstrengungen. Oft kämpfen sie auch gegen Widerstände innerhalb der eigenen Gemeinschaft. In der tief patriarchalisch geprägten Maasaï-Kultur war es bis vor Kurzem undenkbar, dass Frauen als Ranger arbeiten.
Die „Löwinnen“: Pionierinnen im Maasaï-Land
Purity Lakara, Anführerin der „Löwinnen“, steht für eine neue Generation von Frauen, die bereit sind, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen, um ihre Liebe zur Natur zu leben. Ihr Engagement hat anderen Frauen den Weg geebnet und sogar Skeptikern Respekt abgerungen. Ein weiteres Vorbild ist Eunice Peneti – die erste und bislang einzige Fahrerin einer Ranger-Patrouille in der Region.
Sie manövriert ihre Kolleg:innen über staubige Pisten und durch schwer zugängliches Gelände – und beweist Tag für Tag, dass Frauen im Ranger-Beruf ihren festen Platz haben. Neben dem Schutzauftrag übernehmen die „Löwinnen“ auch eine wichtige Bildungsrolle in den umliegenden Dörfern. Sie sensibilisieren die Bevölkerung für den Erhalt der Artenvielfalt und für ein friedliches Miteinander von Mensch und Tier.
Letzte Verteidigungslinie einer bedrohten Wildnis
Ihr oft sanfter, dialogorientierter Ansatz hilft, Brücken zu schlagen – gerade dort, wo Spannungen herrschen. Sie zeigen, dass Naturschutz nicht nur mit Härte, sondern auch mit Empathie und Zusammenarbeit gelingen kann. Der Welttag der Ranger erinnert uns daran: Der Schutz der Natur ist ohne die Menschen, die ihr Leben dafür riskieren, nicht möglich. Ob in der afrikanischen Savanne, im tropischen Regenwald oder an vulkanischen Berghängen – diese Frauen und Männer sind weit mehr als nur Wächter. Sie sind die letzte Verteidigungslinie einer bedrohten Wildnis. (Quelle: afrik.com)