Für Afrika stehen zu Jahresbeginn 2023 hohe Erwartungen im weiteren Kampf für die stabile Sicherheit und Wohlstandsverbesserung der stark wachsenden Bevölkerung an. Dazu erwachsen in den afrikanischen Ländern umfassende Entwicklungszwänge, die nur durch gezielte Industrialisierungsprozesse auszugleichen sind, durch revolutionierende Gestaltung von humanitären und modernen wirtschaftlichen Strukturen.
Der von der African Union getragene Tag der Internationalen Industrialisierung Afrikas (jährlich zum 20. November) hat 2022 mit der Summit-Week in Niger wichtige Impulse dafür ausgestrahlt und die Rolle der Industrie in der wirtschaftlichen Entwicklung erneut herausgestellt. Es schien tatsächlich wichtig, die afrikanischen Länder mit diesem Tag an die umfassenden Prozesse zu erinnern.
Mr. A. Pedro, Acting Executive Secretary der African Economic Community (AEC) eröffnete die Konferenz und sagte: „Wir haben immer gewusst, dass Afrikas nachhaltige Transformation einer Industrialisierung bedarf. Das Ziel der Agenda 2063 der AU besteht darin, ein wohlhabendes Afrika auf der Grundlage von integrativem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung aufzubauen, für das die Nutzung der natürlichen Ressourcen Afrikas, die Produktion durch Industrialisierung die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind.
Der Präsident Ruandas, Paul Kagame argumentierte, das Tempo der Industrialisierungsprozesse in Afrika sei zu langsam: „Niemand kann alleine arbeiten und progressiv entscheiden, die Zukunft liegt in unseren eigenen Händen zum gemeinsamen Handeln“. Der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) Dr. A. Adesina stellte das Ziel, „um die Potenziale des Kontinent freizusetzen, müssen wir mit dem Ausbau der Freihandelszone (AfCFTA) auf dem Kontinent eine industrielle Fertigungszone schaffen, d.h., auch die Prioritäten definieren (Ernährungssicherung, Grünes Wasser, Infotechnologien).
Herausgestellt wurde die Landwirtschaft, der Sektor mit dem größten Industrialisierungspotenzial in Afrika, das noch über 65 Prozent unkultivierten Ackerlandes verfügt. Die AfDB investiert mit 25 Milliarden Dollar für die Landwirtschaft auf dem ganzen Kontinent, um den Agrarsektor zu verändern.
Mögen hier die politischen Führungskräfte und Eliten der Länder verstanden haben und zur Erkenntnis kommen, dass für die Strategie wirtschaftlicher Entwicklung weitaus stärkere Eigeninitiativen zu ergreifen sind, mit eigenen Vorstellungen und notwendiger Finanzierungssicherung für die Projekte. Die geplanten Investitionen erfordern zuverlässige Partnerschaften von außen für die technologische und finanzielle Unterstützung. Erkennen wir klar die Chance, die Afrika als Wachstumskontinent bietet für eine vertiefendere Zusammenarbeit im Investment.
Wo steht Deutschland?
In engem Bezug zum Aufruf zur Industrialisierungsstrategie Afrikas steht der zeitlich unmittelbar von Bundeswirtschaftsminister R.Habeck verkündete Aufbruch „Mehr deutsche Investitionen in Afrika“. Anläßlich der Eröffnung des Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsgipfels in Südafrika (6.-8.12.22) sprach er von einem Neustart der Wirtschaft im Investment mit Afrika. Besonders in den afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen will er einen Schub erreichen, gerichtet auf eine aktivere Mitwirkung in der Nutzung der Potenziale Afrikas, auch durch konstruktivere Vergabe der staatlichen Investitionsgarantien an private Investoren. Den bei uns verbreiteten Bekenntnissen zur Afrikapolitik müssen Taten folgen durch konkrete Schritte unserer deutschen Unternehmen. Der BDI ruft mit einem 40-seitigen Positionspapier auf „Afrika ist heute ein Muss!“ .
Ich spreche hier die im Rahmen des G7-Gipfels mobilisierten Fonds an, schwerpunktmäßig gerichtet auf die Ernährungssicherung. Diese Mittel müssen nun in Zuständigkeit vom BMZ wirksam umgesetzt werden, gesteuert auf konkrete Investitionsprojekte in Afrika. Priorität hat meiner Meinung nach die Landwirtschaft, auf dem Weg in die agrarwirtschaftliche Modernisierung, z.B. in der für die Kleinbauern zu bildenden kooperativen Strukturen als Agrarcenter für Anbau und Verwertung von Agrarprodukten.
Es erscheint mir sinnvoll, dafür ein Gremium zu bilden mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, einschließlich Agrarexperten, um Möglichkeiten der Mitwirkung an Entwicklungsprojekten (Agrarsektor und Manufacturing-Bereich) zu prüfen und unseren afrikanischen Partnern anzubieten.
Abschließend bin ich der Meinung. dass die in deutscher Verantwortung liegende Öffnung neuer Wege zu Investitionen in Afrika im neuen Jahr vom BDI im Zusammenwirken mit dem BMZ und BMEL in eine wirksame Diskussion kommt. (Dipl.oec. Gerd Eckert)